Neue Wege 2019

8 UND WAS MACHEN SIE MIT IHRER ZEIT? Eine Apnoetaucherin, ein Segelflieger auf Rekordkurs, ein Teilchenforscher und ein Schauspieler mit Improvisationstalent – jeder von ihnen hat ein ganz besonderes Verhältnis zur Zeit 16 MIT DEM E-REZEPT BRECHEN NEUE ZEITEN AN Das Ende des Papierrezepts ist besiegelt. In 2020 soll das E-Rezept kommen. Dann können Ärzte rezept- pflichtige Arzneimittel digital ausstellen. Der Patient entscheidet, wo und wie er es einlösen möchte WOLLEN WIR WIRKLICH FÜR IMMER JUNG SEIN? Eine Pille gegen das Altern – klingt das verlockend? Nein, sagt Benediktinerpater Anselm Grün. Das Leben werde erst durch seine Endlichkeit wertvoll 42 EDITORIAL 07 „DIGITALISIERUNG BRAUCHT SPIELREGELN” 22 Interview mit GEHE-Geschäftsführer Dr. Peter Schreiner SO HOLEN SIE MEHR ZEIT AUS JEDEM TAG Zeitspartipps auf einen Blick 26 „WIR MÜSSEN NICHT IMMER NUR DIE DATEN SCHÜTZEN” Interview mit dem Bundestagsabge- ordneten Tino Sorge (CDU) 28 FÜR APOTHEKEN MACHT GEHE ARZNEI MOBIL 32 Schnelligkeit und Qualität haben beim Pharmagroßhändler Priorität BRANCHENZITATE 36, 50, 62 DIE APOTHEKE VOR ORT LIEGT AUCH 2040 ABSOLUT IM TREND 38 Interview mit Trendforscher Peter Wippermann EIN INTERVIEW VON A-Z im Gespräch mit gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken 46 SMARTE GESUNDHEITS-TIPPS 52 Diese Apps sollte man haben KURZ & KOMPAKT 54 APOTHEKEN UND FDP: DAS WAR EINMAL 58 Darum wählen die meisten Apotheker nicht mehr gelb KULTUR-TIPPS 58 An diesen Städten und Veranstaltungen kommen Sie 2020 nicht vorbei CANNABIS WIRD IN APOTHEKEN SALONFÄHIG Droge oder alternative Medizin? TEMPO-QUIZ GESUND LEBEN LIVE 2020 72 74 78 APOTHEKE DAMALS & HEUTE 80 Impressum & Bildnachweise 84

Husten? Mucosolvan®. Verpasse keinen Moment. Löst den Hustenschleim Befreit die Bronchien Schützt vor neuem Hustenschleim . 9 9 4 2 9 0 9 1 . . O C U M E D A S . Mucosolvan® Hustensaft 30 mg/5ml. Wirkst.: Ambroxolhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Benzoesäure, Hydroxyethylcellulose, Sucralose, Aromastoffe, gereinigtes Wasser. Anw.-geb.: Sekretolytische Therapie bei akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen, die mit einer Störung von Schleimbildung und -transport einhergehen. Gegenanz.: Überempfind- lichkeit gegen einen Bestandteil, Stillzeit. Nur auf ärztliche Anweisung: Kinder unter 2 Jahren, Schwangerschaft, beeinträchtigte Nierenfunktion, schwere Lebererkrankung, gestörte Bron- chomotorik, größere Sekretmengen. Nebenw.: Geschmacksstörungen, Übelkeit, Taubheitsgefühl in Mund und Rachen, Erbrechen, Diarrhoe, Dyspepsie, Bauchschmerzen, Mundtrockenheit, Fieber, Schleimhautreaktionen, Hautausschlag, Urtikaria, Sialorrhö, Angioödem, Pruritus, anaphylaktische Reaktionen bis hin zum Schock, andere Überempfindlichkeitsreaktionen, Trocken- heit im Hals, Dyspnoe (als Symptom einer Überempfindlichkeitsreaktion), schwere Hautreaktionen. Apothekenpflichtig. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, 65926 Frankfurt am Main. Stand: Oktober 2017 (SADE.MUCO.17.12.3624)

7 WEICHEN STELLEN UND FAHRT AUFNEHMEN. JETZT! D ie Geschwindigkeit, in der sich unsere Branche wandelt, ist historisch. Gab es jemals so viel Ver- änderung wie gerade jetzt? In der letzten Son- derausgabe der NEUE WEGE habe ich Sie an dieser Stelle ermutigt, mutig zu sein. Denn in anspruchsvollen Zeiten gibt es für mich nur eine Option: Das eigene Schicksal selbst in die Hand nehmen, bevor andere es tun. Das heißt für mich auch: das Alte loslassen, die Zeichen der Zeit er- kennen, sich auf das freuen, was kommt. Sich Partner su- chen und gemeinsam überlegen, wie man die Herausfor- derungen von heute und die von morgen meistern kann. Wir sollten uns immer bewusst machen: Wir werden von der Entwicklung nicht überrannt, wir gestalten sie. Wir bestim- men das Tempo mit. Bis Ende 2020 sollen alle Apotheker an die Telematikin- frastruktur angeschlossen sein. Dieser Zeitpunkt bildet den Startschuss für das E-Rezept in Deutschland. GEHE begrüßt diese Entwicklung. Denn genau wie die Mehrheit der Bun- desbürger sehen auch wir in der Digitalisierung eine große Chance – insbesondere für das Wohl der Patienten. Ele- mentar ist für uns jedoch die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen (siehe auch Seite 22/23). Aus diesem Grund haben wir ein politisches Whitepaper mit Kernfor- derungen verfasst. Denn wir sagen: Digitalisierung braucht Spielregeln! Unsere Branche verändert sich gerade so rasant, dass wir dem Thema Tempo dieses gesamte Magazin gewidmet haben. Doch es geht nicht nur um die schnellen Entschei- dungen im unternehmerischen, politischen oder privaten Bereich. Zuweilen ist es auch Zeit für Entschleunigung, einen Gang runterzuschalten, den Zauber des Moments zu genie- ßen. Die stetige Herausforderung ist es, die richtige Balance zu finden – beruflich und privat. Auf der einen Seite fordert unsere Hochleistungs-Gesell- schaft, unablässig Vollgas zu geben. Dran bleiben, jeden Moment nutzen, nichts verpassen. Ich denke, es ist aber auch wichtig, immer wieder innezuhalten und sich zu fra- gen: Bin ich persönlich noch auf dem richtigen Kurs? Ver- folgen wir gemeinsam noch das richtige Ziel? Nutzen wir alle Potenziale, die sich schon im Hier und Jetzt erschließen lassen? Sind wir zu langsam oder etwas zu vorschnell? Han- deln wir eigentlich gerade zeitgemäß? An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen und Sie einladen. Lassen Sie uns heute gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen, Weichen stellen und Fahrt aufneh- men. Jetzt! Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches, gesundes Jahr 2020. Genießen Sie es – in Ihrem (Lebens-)Tempo! Herzlichst Ihr Dr. Peter Schreiner Vorsitzender der GEHE-Geschäftsführung Peter.Schreiner@gehe.de

9 ANNA VON BOETTICHER REKORDHALTERIN IM APNOE-TAUCHEN Für Anna von Boetticher bleibt unter Wasser die Zeit stehen. Während über ihr die Gezei- ten Wellen schlagen, ist sie ganz bei sich. Doch die Ewigkeit, die sie tief in ihrem Herzen spürt, dauert nur wenige Minuten. Denn Anna von Boetticher ist Apnoe-Taucherin, eine Extrem- sportlerin ohne Atemschutzmaske und Sau- erstoffflasche. Sie kann so lange unter Wasser bleiben, wie ihre Lungen es erlauben. Es ist jedes Mal wieder ein Kampf gegen die Uhr und mit sich selbst. Wenn es darauf ankommt, kann sie 6 Minuten und zwölf Sekunden die Luft anhalten. Rekord! Bevor die 49-Jährige in die Tiefe abtaucht, holt sie noch ein letztes Mal ganz tief Luft. Mit kräf- tigen Schwimmzügen arbeitet sie wenig spä- ter gegen den Wasserdruck an, lässt sich dann schwerelos in die Tiefe fallen. Nach 27 Sekun- den ist sie schon auf 30 Metern. Würde sie beim Tiefentauchen mit Flossen schwimmen, schaffte sie in zwei Minuten und 45 Sekunden 81 Meter. Mit einem Schlitten, der in Wettkämp- fen eingesetzt wird, in drei Minuten 125. Doch jeder Apnoe-Taucher weiß: Das ist nur der Hin- weg, die rettende Wasseroberfläche noch Minu- ten entfernt. Denn schnell auftauchen, das geht nicht. Es könnte den Tod bedeuten. Doch die- sen Gedanken lässt die Berlinerin unter Wasser nicht zu. Sie hört nur Stille und spürt Frieden. Das Bedürfnis, zu atmen, hat sie nicht. Auch wenn es ihr in diesem Moment wie eine Ewig- keit vorkommt – dem Rausch der Tiefe kann sie sich nur wenige Sekunden hingeben. Dann muss sie Meter für Meter ganz langsam wieder auftauchen. Manchmal fällt ihr das besonders schwer. Denn es gibt Augenblicke, in denen sie gern für immer verharren würde. Vor der norwegischen Küste hat sie beim Apnoe-Tauchen in einer kal- ten Polarnacht mit einem Orca-Männchen in stiller Übereinkunft Freundschaft geschlossen. Die Apnoe-Taucherin und der zehn Meter lange Schwertwal – ein magischer Moment. IN DER TIEFE NICHTS ALS STILLE

11 HOLGER WEITZEL SEGELFLIEGER MIT 1000ER-TAG Holger Weitzel hatte einen Traum – vier Jahr- zehnte lang. 40 Jahre hat er jeden Morgen aus dem Fenster geschaut und sich gefragt: Kommt er heute, der perfekte Tag? Der Tag, an dem sein Traum in Erfüllung gehen wird, ist der 7. Mai 2019. Der 62-Jährige blickt nach draußen und weiß: jetzt oder nie. Es sind die besten Bedingungen für einen „Tausender-Tag“. Von seinem Heimat- flugplatz Hamburg-Boberg aus, will Holger Weit- zel tatsächlich 1000 Kilometer fliegen – nonstop. Ein Wettlauf mit dem Wetter und der Zeit. Der passionierte Flieger glaubt so fest an seinen Traum, dass er den Flug zuvor als Dreiecksflug anmeldet, die Wendepunkte, an denen er die Rich- tung wechselt, also vorher festlegt. Das, was der Hamburger plant, haben in der deutschen Segel- fluggeschichte keine hundert Piloten geschafft. Um 10 Uhr morgens startet er bei besten Bedin- gungen, keine zwei Stunden später ist er schon an der Oder über dem Zauberwald, ein 100 Kilometer breites Waldgebiet in Polen. Nach 425 Kilometern erreicht er seinen ersten Wendepunkt. Weitzel hat die Uhr im Blick und ahnt – es könnte was wer- den. Voller Zuversicht fliegt er Südwest Richtung Torgau an der Elbe. Erstmals auf diesem Flug stellt sich Entspannung ein – ein Gefühl, das Zeit und Raum vergessen lässt. An nichts denken, während die Häuser und Straßen unter ihm wie eine Spiel- zeuglandschaft vorbeiziehen, auf Augenhöhe mit den Wolken. Doch genau die werden plötz- lich zum Problem. Die Cumulus-Wolken, die ihn bis dorthin getragen haben, werden weniger, das Segelflugzeug sinkt – 47 Zentimeter pro Sekunde. Weitzel versucht durch Kreisen wieder Höhe zu gewinnen, hält nach Adlern Ausschau. Sie wissen, wo die beste Thermik herrscht. Langsam wird es eng. Wird sich der Traum vom Tausender erfüllen oder auf einem Acker ein jähes Ende nehmen? Das Wetter ist auf seiner Seite, von einer Minute auf die andere segelt er wieder ohne Mühe von einer Wolke zur anderen. Als er nach zehn Stun- den in Hamburg landet, kann er es selbst nicht fassen. Das war er, der perfekte Tag!

13 MATHIAS VOGT PHYSIKER AM FORSCHUNGSZENTRUM DESY Wer mit Mathias Vogt über Zeit redet, kommt selbst mit einem guten Vorstellungsvermö- gen schnell an seine Grenzen. Denn Zeit in dem Sinne, wie Mathias Vogt sie versteht, ist nicht mehr greifbar und mit nichts zu verglei- chen, was man kennt. Was sind schon Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, wenn man wie der Physiker am Hamburger For- schungsinstitut DESY mit Teilchen arbeitet, die in einer Sekunde knapp 300.000 Kilometer zurück- legen – das ist fast Lichtgeschwindigkeit. Würde man versuchen, dafür einen Vergleich zu finden, könnte man sagen: Sie flitzen in einer Sekunde 7,5 Mal um die ganze Welt. Mit diesem laienhaften Bild kann der Physi- ker, dessen Arbeitsplatz der weltbekannte 300 Meter lange Teilchenbeschleuniger FLASH ist, selbst nichts anfangen. Er rechnet lieber in Mil- lionsten Sekunden und hat dafür einen ganz eigenen Vergleich parat: Denn eine Millionste Sekunde entspricht einem Megaherz. NDR Radio hat zum Beispiel 100 Megaherz, das Handy 800. Diese unfassbar kleine Messgröße ist wichtig für ihn und seine Kollegen, weil im FLASH pro Millionster Sekunde ein Paket mit ein paar Mil- liarden Teilchen auf den Weg geschickt wird. Anders ausgedrückt: Zehn Mal pro Sekunde wird ein Zug mit jeweils 800 Paketen losgeschickt. Starke Radiowellen bringen die Teilchen auf Trab, wuchtige Magnete halten sie auf ihrer Bahn. Für Mathias Vogt ist das alles andere als abstrakt oder unvorstellbar. Denn er weiß, dass Wissen- schaftler aus der ganzen Welt mit Versuchen im Teilchenbeschleuniger Antworten auf Fragen bekommen, die die Wissenschaft voranbringen. Sie suchen mit diesen Experimenten nach den kleinsten Materiebausteinen, entwickeln inno- vative Hightech-Werkstoffe und fahnden nach neuen Wirkmechanismen für künftige Medika- mente. Zeit ist in diesem Zusammenhang ein- fach eins: eine richtig gute Sache. Und wie hält es der Physiker privat mit der Zeit? Ganz klar: „Zeit muss man organisieren.”

15 STEFAN SUHR, SPIELT BEIM IMPROVISATIONSTHEATER „DIE ZUCKERSCHWEINE” Die Lust am Scheitern beginnt für Stefan Suhr mit einem Countdown. Fünf, vier, drei, zwei, eins – los! Ab dann ist beim Improvisationstheater alles möglich. Von der ganz großen Oper bis hin zum Songcontest, den keiner hören will. Auf der Bühne lässt der 41-Jährige die Vergangenheit hinter sich und verschwendet keinen Gedanken an die Zukunft. Improvisationstheater ist das totale Jetzt. Die pure Spontanität, bei der alles erlaubt ist. Nur eins nicht: die Selbstzensur. Improvisationstheater wie Stefan Suhr und „Die Zuckerschweine” es spielen, braucht Mut. Mut, die Gedanken, die auf ein Stichwort des Pub- likums hin als erstes durch den Kopf schießen, auszusprechen. Kein minutenlanges Grübeln, ob das Gedachte dem Mainstream entspricht, das Publikum zum Lachen oder Weinen bringt. Einfach raus damit! Unmittelbar und unge- schönt. Die Wahrscheinlichkeit, sich „zum Affen zu machen”, wie er es nennt, ist genauso groß wie die, der Star des Abends zu werden. Entwe- der man hat die zündende Idee oder man hat sie eben nicht. Erzwingen lässt sich nichts. Das perfekte Timing ist hier alles. Denn eine Regie- anweisung, die gibt es nicht. Wo andere Schauspieler monatelang an jeder Zeile und an jeder Betonung feilen, setzt der Improvisationskünstler seit 20 Jahren allein auf die Muse des Moments. Auf die Kreativität des Augenblicks, die bestenfalls wie ein Ping-Pong- Spiel von einem Akteur zum nächsten hüpft. Binnen Sekunden schlüpft er von einer Rolle in die nächste, passt Mimik, Gestik und Tonfall sei- nen Protagonisten an. Jetzt hysterische Haus- frau und gleich verliebter Teenager? Wenn nicht auf der Bühne des Hamburger Sprechwerks, wo dann? Stefan Suhr liebt sein Leben auf der Bühne und sagt: „Wo sonst kannst Du im Leben Dinge tun, die du noch nie gemacht hast, und kriegst auch noch Applaus dafür?”

17 WENDEPUNKTE MIT DEM E-REZEPT BRECHEN NEUE ZEITEN AN Das ENDE DES PAPIERREZEPTS ist besiegelt. Im Jahr 2020 soll das E-REZEPT KOMMEN. Ärzte können dann das rezeptpflichtige Arzneimittel digital ausstellen und der Patient entscheidet, wo und wie er es einlösen möchte. Die Branche ist im Umbruch, neue Technologien sind in Kürze startklar S o viel Veränderung war selten. Die Einführung des E-Rezeptes ist für die Gesundheitsbranche die größte Herausforderung seit lan- gem. Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens gilt als eines der größten IT-Projekte Europas. Vieles ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unge- wiss, aber ein Datum steht: Bis zum 30. Juni 2020 muss die gematik die technischen Rahmenbedingungen für das E-Rezept vorgeben. Ein sportliches Ziel, doch die Messlatte hat die gematik auch intern für sich hochgelegt. An den drei Schlüsselprojekten elektronische Patientenakte, E-Rezept und einer si- cheren Kommunikation zwischen den Leistungserbringern lasse sich able- sen, ob die gematik zeitgerecht liefern könne, sagt gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken in einem Interview mit der Pharmazeutischen Zeitung Mitte November (siehe auch Seite 46). Er hat keinerlei Zweifel daran, dass der Zeit- plan gehalten werden kann. Würde die Industrie direkt nach Bekanntgabe im Sommer 2020 beginnen, ihre Produkt- Plattformen zu designen, könnte das E- Rezept im ersten Quartal 2021 an den Start gehen. Doch das, was für Deutschland revo- lutionär klingt, ist in anderen Län- dern Europas schon längst Alltag und hat auch hierzulande eine lange Vorgeschichte. Schon 2003 legten Horst Seehofer (CSU) und Ulla Schmidt (SPD) gemeinsam den Grundstein für das E-Rezept, die elektronische Gesundheitskarte und den Arzneimit- telversandhandel. Bereits 1998 hatte der damalige Vorsitzende des Deut- schen Apothekenverbandes, Hermann Keller, erklärt, dass man an einem Abrechnungssystem für die Zukunft arbeite. Die Zukunft ist nun Gegenwart, vorangetrieben von Gesundheitsmi- nister Jens Spahn (CDU). Das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelver- sorgung (GSAV) – Grundlage und Fahr- plan des E-Rezeptes – ist am 16. August 2019 in Kraft getreten. Spahn sieht in der Digitalisierung keinen Selbstzweck, sondern ein wirksames Mittel, um die flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Er begrüßt es, dass man im Gesundheitswesen mittlerweile nicht mehr das „ob”, sondern das „wie” diskutiert. Denn: „Nur mit einer Kom- bination aus E-Rezept, Botendienst und Vor-Ort-Apotheke kann man sich gegen den Online-Versandhandel behaupten”, so der Gesundheitsminis- ter auf dem Deutschen Apothekertag im September 2019 in Düsseldorf. SANFTER ÜBERGANG ZUM E-REZEPT Mit der Einführung des E-Rezeptes wird das bekannte rosafarbene Rezept nicht sofort aus den Arztpraxen und Apotheken verschwinden. Gesund- heitsminister Jens Spahn steht für eine gemäßigte Einführung, bei der es Ärz- ten möglich sein soll, ein Rezept auf Wunsch des Patienten weiterhin auf Papier zu drucken. Den Patienten bei der Entwicklung mitnehmen, ihm die Entscheidung überlassen, in welcher Apotheke er das E-Rezept einlöst und auf welche Weise er es in die Apotheke

18 schickt – das sind weitere Anforde- rungen in dieser Umbruchphase des Gesundheitswesens. Damit das E-Rezept jedoch über- haupt zum Erfolgsrezept werden kann, bedarf es technischer Voraussetzun- gen (siehe auch Grafik Seite 20). Kern dessen ist die Telematikinfrastruktur, die von der gematik konzipiert wird. Es ist die Autobahn für den Datentransfer, die alle Beteiligten im Gesundheitswe- sen wie Ärzte, Krankenhäuser, Apothe- ken und Krankenkassen miteinander vernetzt. Ein geschlossenes System, zu dem nur registrierte Nutzer mit einem elektronischen Heilberufs- und Praxis- ausweis Zugang erhalten. GEHE MEINT: Der Gesetzgeber muss gesetzlich regeln, dass der Patient selbst frei entscheiden kann, wo und wie er sein E-Rezept einlöst. Jedwede Beeinflussung vonseiten einzel- ner Leistungserbringer und /oder -träger muss verboten werden. Die notwendigen technischen Vorgaben müssen durch die gematik GmbH einheitlich für alle definiert werden. Ein paralleles Nebeneinander von digitalen und analogen Verordnungen muss in einer definierten Übergangszeit möglich sein. „ICH MÖCHTE MIT DEM E-REZEPT NICHT WARTEN, BIS ES EINE 180-PROZENTIGE LÖSUNG GIBT, SONDERN LIEBER SCHRITT FÜR SCHRITT BEGINNEN" Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Zentraler Baustein ist der Konnektor, ähnlich einem DSL-Router, der sich mit der Telematikinfrastruktur verbindet. Sowohl die Arztpraxen als auch die Apotheken benötigen Konnektoren, um in Sachen E-Rezept miteinander kom- munizieren zu können. Darüber hinaus brauchen die Apotheker einen elek- tronischen Heilberufsausweis (HBA), mit dem sie sich als Heilberufler im Internet identifizieren können, und eine sogenannte SMC-B-Karte, die die Apotheke über den Konnektor beim TI-Netz anmeldet. Die Gesellschafter der gematik sind das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundesärztekammer, die Bundes- zahnärztekammer, der Deutsche Apo- thekerverband, die Deutsche Kranken- hausgesellschaft, der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherun- gen, die Kassenärztliche Bundesverei- nigung und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung. WIE WIRD SICH DER APOTHEKENALLTAG VERÄNDERN? Viele Fragen sind aktuell noch offen. Generell auch die, wie das E-Rezept den Apothekenalltag verändern wird. Wird der Apotheker zukünftig mehr Zeit für die Kunden haben oder erfordert hingegen die Betreuung der Technik mehr Aufmerksamkeit? Fest steht: Das schwierige Decodieren der ärztlichen Handschriften wird in Zukunft wohl ebenso entfallen wie das Einscannen eines Rezeptes. Ein weiterer Vorteil: Schickt der Patient das E-Rezept online zur Apotheke seiner Wahl, kann diese die Medikamente bereits bereitlegen, gegebenenfalls bestellen oder – bei Tinkturen oder Cremes – im Vorfeld herstellen. Kommt der Kunde dann in die Apotheke vor Ort, bleibt mehr Zeit für das persönliche Beratungsge- spräch. MITHILFE DES E-REZEPTES RETAXATIONEN VERMEIDEN Zudem bietet das E-Rezept die Chance, Retaxationen zu vermeiden. Häufige Gründe für Retaxierungen sind Miss- achtungen der Rabattverträge, feh- lende Arztunterschriften oder Gültig- keitsüberschreitungen. Das Ziel soll es im Zuge des E-Rezeptes nun sein, pro AvO setzt auf das E-Rezept Bei pro AvO steht der Kunde im Mittelpunkt. Zusätzlich sollen alle 19.300 Apotheken im digitalen Geschäft ge- stärkt werden. Eine Win-Win- Situation fü alle Seiten. Die Initiative pro Apotheke vor Ort (pro AvO) möchte das Booking.com der Pharmabranche werden. Mit einer digitalen Plattform für das E-Rezept und OTC-Präparate reagiert die Initiative auf die für 2020 geplante Einfüh- rung des E-Rezeptes. Die Idee der Kooperationspartner GEHE, BD Rowa, Noventi, Sanacorp und des Wort & Bild Verlags: Die Plattform soll den End- verbraucher in die Lage versetzen, seine OTC-Produkte online zu bestel- len und sein E-Rezept einzulösen. Der Kunde wählt aus dem Netzwerk aller teilnehmenden deutschen Apotheken die für ihn passende aus oder kann direkt seine Stammapotheke hinterlegen. Konkret bedeutet dies, dass der Kunde bestimmt, was er wann und wo haben möchte und das System zeigt ihm, welche Apotheken das Wunschprodukt anbieten. Zudem werden die Preise von OTC-Produkten angezeigt sowie Bestell- und Bezahlmöglichkei- ten. Das Ziel von pro AvO ist es, dass alle 19.300 deutschen Apotheken im digitalen Geschäft gestärkt werden. Eine erste Version wurde auf der expo- pharm in Düsseldorf vorgestellt.

19 FRAGEN AN… DR. HERMANN SOMMER VORSTANDSVORSITZENDER NOVENTI HEALTH SE Als Europas größtes Abrechnungszentrum sorgt Noventi dafür, dass beim E-Rezept technisch alles reibungslos funktioniert. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie und Ihr Team dabei? Am Modellprojekt GERDA sind wir maßgeblich beteiligt und davon über- zeugt, dass dies unter den vielen laufenden Pilotprojekten am aussichts- reichsten erscheint, weil es von einer breiten Basis getragen ist. Darüber hinaus sind wir aber auch an weiteren Pilotprojekten beteiligt, um so wei- tere Erfahrungen zu sammeln und im Ergebnis die bestmögliche Lösung für unsere Kunden maßgeblich zu gestalten. Parallel bereiten wir uns natürlich auch intern auf das E-Rezept vor. Die Ver- änderung erfasst hier viele Bereiche, ganz besonders natürlich den bei uns „Produktion“ genannten Prozess, welche die digitale Erfassung und Verar- beitung der Papierbelege meint. Was ändert sich mit der Einführung des E-Rezeptes in den Abrech- nungszentren? Die Veränderung wird elementar sein. Die Kernleistung der Rechenzent- ren besteht aktuell in der Verarbeitung der Papierbelege. Für uns wird sich der Wandel in mehreren Dimensionen darstellen. Zum einen verändern wir aktuell das Geschäftsmodell stärker in Richtung Finanzdienstleistungen, wir stellen dem Apotheker also immer genau die Liquidität zur Verfügung, die er gerade benötigt. Unser mit GEHE entwickeltes gemeinsames Modell „Factoring Plus“ ist hier ein elementarer Baustein. Die größte Herausforderung besteht darin, mit vielen unbekannten Fakto- ren die Zukunft (bspw. Anteil des eRezept Volumens im Zeitverlauf) zu pla- nen und gleichzeitig neue Prozesse zu etablieren. Diese werden nach und nach den Papierprozess ablösen, jedoch wird bis zum letzten Papierbeleg die „alte“ Leistung in Perfektion aufrecht zu erhalten sein. das digitale Verfahren so zu gestalten, dass nur vom Arzt einwandfrei und ordnungsgemäß ausgefüllte Verord- nungen per QR-Code zur Apotheke gelangen. Diesbezüglich müssen die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Deutsche Apotheker Verband an einem Strang ziehen. Bei der Digitalisierung der Arzneimit- telversorgung sind zahlreiche Akteure aktiv. Unter anderem das Unterneh- men Noventi (siehe auch Interview rechts), das hinter der Technik des größten Modellprojekts „Gerda” steht – eine Abkürzung für Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheken. Konzi- piert wurde es von den Apothekern in Baden-Württemberg, das Land fördert es mit rund einer Million Euro. Insge- samt gibt es mehr als 50 Pilotprojekte zum Thema, die erst mit Vorgabe der gematik Mitte 2020 final Gewissheit haben werden, wie die genauen Rah- menbedingungen sein werden. DIGITALE LÖSUNGEN FÜR DIE APOTHEKE VOR ORT Auf der expopharm in Düsseldorf im September stellte die Initiative pro AvO (siehe Kasten links) erstmals ihre neue digitale Plattform vor. Diese bie- tet der Apotheke vor Ort die Möglich- keit, vom wachsenden Online-Kanal zu profitieren. Jens Spahn Gesundheitsminister möchte das E-Rezept nun zügig ein- führen. „Ich möchte nicht warten, bis es eine 180-prozentige Lösung gibt, sondern lieber Schritt für Schritt begin- nen”, sagte der Gesundheitsminis- ter auf dem jüngsten Deutschen Apothekertag in Düsseldorf. Das rosafarbene Rezept ist Patienten seit Jahrzehnten vertraut. Täglich kam so nicht nur stapel-, sondern tonnenweise Papier zusammen.

20 2020 KOMMT DAS E-REZEPT AB ENDE 2020 SOLLEN REZEPTE per QR-Code verschickt werden können. Vielen Akteuren, auch GEHE, ist es wichtig, dass der Patient selbst entscheiden kann, in welcher Apotheke er das Rezept einlöst. Hier sehen Sie ein mögliches Szenario, wie die Abläufe aussehen könnten. Rezeptinformationen werden per QR-Code an den Pati- enten übermittelt. Entweder per Smartphone oder auf Papier gedruckt verschlüsselte Übertragung Das E-Rezept kommt 2020 wird das E-Rezept eingeführt. Ärzte können damit ein Rezept digital erzeugen, es wird auf einem Server verschlüsselt gespeichert. Gleichzeitig erhält auch der Patient ein Zugriffs- recht auf das E-Rezept, es wird ein Zugriffscode erstellt (zum Beispiel ein QR-Code), mit dem nur der Patient selbst auf seine Verordnung zugreifen kann. Diesen Code benötigt der Patient, um die Apotheke seiner Wahl zu befähigen (bei- spielsweise mittels einer Handy-App), auf dieses digitale Rezept zuzu- greifen.

Infos gehen an das Apothekenabrechnungs- zentrum und an die Krankenkasse des Patienten Voraussetzungen für Apotheken (Stand heute) * Institutionskarte (SMC-B) * Konnektor (inkl. VPN- Zugangsdienst) * E-Health Kartenterminal * ggf. Update für Apotheken-AVS Internet- anschluss * Der Patient geht mit dem E-Rezept auf seinem Handy zur Apotheke seiner Wahl, dort liegt die Arznei bereit. Wenn er möchte, kann er es zuvor auch an die Apotheke senden. 21 Patient kann E-Rezept vor Besuch an Apotheke schicken Der Patient hat die Möglichkeit, das E-Rezept vor seinem Besuch per Smartphone an die Apotheke zu schicken. Diese kann das Medikament dann gegebenenfalls be- stellen, eine Rezeptur vorbereiten oder es bereitlegen. oder e-Card Jedes Rezept kann nur einmal eingelöst werden Beim E-Rezept wird nicht nur auf die Datensicherheit Wert gelegt. Das Sys- tem stellt zudem sicher, dass jedes Rezept nur einmal eingelöst werden kann.

22 Dr. Peter Schreiner Vorsitzender der GEHE-Geschäftsführung DIE DIGITALISIERUNG DES GESUNDHEITS- WESENS SCHREITET VORAN und wird flankiert von einer Reihe von Gesetzes- vorhaben. Damit alle – vor allem die Patienten – profitieren, FORDERT GEHE DEN GESETZGEBER AUF, SECHS ZENTRALE ASPEKTE FÜR DEN APOTHEKENMARKT UM- ZUSETZEN. Ein Gespräch mit GEHE-Geschäftsführer Dr. Peter Schreiner über Patientensouveränität, Geschäftsmodelle und gleiche Spielregeln für alle. POSITIONSPAPIER „DIGITALISIERUNG BRAUCHT SPIELREGELN“ NEUE WEGE: Herr Schreiner, die GEHE verschafft sich gerade auf politischem Parkett mit einem Whitepaper zum Thema Digitalisie- rung Gehör. Was hat Sie bewogen, so klar Stellung zu beziehen? Dr. Peter Schreiner: Der Apotheken- markt ist im Wandel, wahrscheinlich mehr denn je. Wir als vollversorgen- der pharmazeutischer Großhändler möchten Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Denn zusammen mit unseren Kunden, den Apothekern und unseren Geschäftspartnern der pharmazeu- tischen Industrie bewegen wir uns in dem Rahmen, den der Gesetzgeber setzt. Das Whitepaper zeigt deutlich auf, wie wir uns als GEHE positionieren. NEUE WEGE: Eines der Kernthemen ist das E-Rezept. Warum beschäf- tigt sich ein pharmazeutischer Großhändler mit einem Thema, das man eher bei Ärzten und Apothe- kern ansiedeln würden? Peter Schreiner: Wir begrüßen die Einführung des E-Rezepts ausdrück- lich und haben mit 2100 gesund leben- Apotheken und mit der Initiative pro Apotheke vor Ort, der pro AvO, sehr viel mit dem Thema zu tun. Wir sehen aber auch, dass das E-Rezept das Potenzial hat, den Apothekermarkt ordentlich durcheinander zu rütteln. Unser Ziel ist es, unsere Kunden für diese Entwicklung fit zu machen. Wir wollen, dass unsere Kunden zu den Gewinnern der Digitalisierung gehö- ren. Sind unsere Kunden erfolgreich, geht es auch uns gut. NEUE WEGE: Im Whitepaper mes- sen Sie der Selbstbestimmung des Patienten eine hohe Bedeutung zu. Peter Schreiner: Für uns ist der Pati- ent der Souverän. Er soll entscheiden, wo er das E-Rezept einlöst und auf welche Weise er es in die Apotheke schickt. Das klingt zunächst selbstver- ständlich, ist aber letztendlich ganz entscheidend, um die Apotheke vor Ort im digitalisierten Gesundheitsmarkt zu unterstützen und zu stärken. Denn es gibt durchaus Akteure, die ein Interesse daran haben könnten, den Patienten in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Krankenkassen beispielsweise erhoffen sich ein Einsparpotenzial und davor warnen wir. Eine Kommerzialisierung des E-Rezepts muss ebenso vermieden werden, wie jedwede Versuche, den Patienten zu steuern. Hierfür muss der Gesetzgeber Regeln aufstellen.

23 NEUE WEGE: GEHE sieht generell in der Digitalisierung eine große Chance. Worin liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile für den Patienten? Peter Schreiner: Momentan krankt unser Gesundheitssystem daran, dass wir unterschiedliche sektorale Leis- tungserbringer haben. Sie haben Insel- lösungen erschaffen, die nicht mitein- ander vernetzt sind. Der Facharzt weiß nicht, was der Hausarzt zuvor verord- net hat, und bei einem Krankenhaus- aufenthalt kennen die dortigen Ärzte die vorherige Behandlung nicht. Alle sitzen auf Daten, die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut. Letztendlich leidet das Patientenwohl darunter und das ist doch ein unerträglicher Zustand. Digitalisierung muss es leisten, dass die Patientendaten zusammenlaufen und der Patient selbst entscheidet, wem er sie zur Verfügung stellen möchte. NEUE WEGE: Wie sieht eine bessere Lösung aus? Peter Schreiner: Insellösungen hat- ten wir lange genug. Gesetzlich muss sichergestellt werden, dass marktoffene Modelle mit standardisierten Über- tragungswegen und offenen Schnitt- stellen geschaffen werden. Benötigt werden aus unserer Sicht interopera- ble Lösungen. Dies muss durch klare Vorgaben der gematik geregelt wer- den, die auch die Zulassung der Kom- ponenten und Dienste übernimmt. Das Ziel sollten Dienste sein, die den größt- möglichen Nutzen für die Patienten schaffen. NEUE WEGE: In Sachen E-Rezept gibt es zahlreiche Modelle und Lösungsvorschläge. Wo geht aus Ihrer Sicht die Reise hin? Peter Schreiner: Ich kenne viele Akteure, die sagen: Wir haben die Lösung. Und das finde ich auch span- nend und gut. Wir müssen mit den Modellen lernen, in der Interaktion üben. Letztlich wird es ein bundeswei- tes System geben mit einem zentral bereitgestellten E-Rezept-Dienst, an den verschiedene Lösungen andocken können. NEUE WEGE: Innovative Technolo- gien im Gesundheitswesen bedeu- ten neben den vielen Vorteilen, die Sie genannt haben, auch, dass sen- sible Daten für immer mehr Akteure sichtbar werden können. Sprechen wir über das Thema Datenschutz. Peter Schreiner: Datenschutz ist ein ganz wichtiges Thema für uns, eines der höchsten Güter. Aber wir sagen auch, dass Datenschutz nicht über das Patientenwohl gestellt werden darf. Wir sind davon überzeugt, dass die Pati- entensicherheit erhöht werden kann, wenn Fehlbehandlungen ebenso ver- mieden werden wie Mehrfachuntersu- chungen oder Wechselwirkungen von Arzneimitteln. Wir sagen ganz klar: Der Patient soll selbst entscheiden, wem er seine Daten wie lange und in welchem Umfang zur Verfügung stellt. NEUE WEGE: Eine Folge der Digita- lisierung ist auch, dass mehr Men- schen ihre Arzneimittel im Inter- net bestellen. Sie fordern in Ihrem Whitepaper, dass die Qualität der Arzneimittel auch bei digitalen Dis- tributionswegen regelmäßig über- prüft werden muss. Peter Schreiner: Das stimmt. Wir begrüßen es, dass engmaschig kon- trolliert wird. Wenn der Gesetzgeber Regeln aufstellt, ist es richtig, dass er schaut, ob die Regeln eingehalten wer- den. Dass die Apothekenbetriebsord- nung vom Gesetzgeber kürzlich ange- passt wurde, indem der Botendienst zur Regelleistung aufgewertet wurde und einheitliche Bedingungen bei Temperaturanforderungen bei der Lie- ferung von Arzneimitteln gelten, ist im Sinne der Patienten und der Vor-Ort- Apotheken. Dabei muss aber sicher- gestellt werden, dass für alle Vertriebs- stufen, die Arzneimittel distribuieren, sowohl die gleichen regulatorischen als auch vollzugsrechtlichen Maßstäbe gelten. Gleiche Spielregeln für alle. Und die müssen daran festgemacht wer- den, welche Qualitätsanforderungen das Arzneimittel stellt und nicht daran, wer der eine oder andere ist, der es transportiert. NEUE WEGE: Sie setzen sich im Whitepaper für ein schnelles, breit- bandiges Internet ein. Ein interes- santer Aspekt, den viele möglicher- weise so nicht im Blick haben. Peter Schreiner: Ein wichtiger Punkt. Denn E-Health-Anwendungen und deren flächendeckender Einsatz sind schließlich auf eine entsprechend leis- tungsfähige digitale Infrastruktur zur Datenübertragung angewiesen. Das ganze beginnt bei der Bestellung der Arzneimittel beim Hersteller oder von Apotheken bei GEHE, geht weiter über die Arzneimittelüberprüfung im Rah- men von securPharm, der Verwaltung der Lagerbestände bis hin zur telephar- mazeutischen Beratung. Zunehmend werden große Datenmengen verar- beitet und versendet, wofür eine leis- tungsstarke Internet-Verbindung zwin- gend erforderlich ist. Der Gesetzgeber muss daher regeln, dass der flächen- deckende Breitbandausbau bereits vor 2025 erfolgt. Glasfaserleitungen sowie der zukünftige mobile Standard 5G müssen in Deutschland bundesweit Standard werden. Vielen Dank für das Gespräch!

JEDEN MORGEN GUT INFORMIERT In dem Podcast „Das Morning Briefing“ spricht Gabor Steingart jeden Morgen 30 Minuten über die wirtschaftlichen und politischen Weltgeschehnisse. Der Journalist und Buchautor recherchiert, informiert und kommentiert in seinem Podcast die neuesten News aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ob unter der Dusche, beim Frühstück oder auf dem Weg zur Arbeit – In der knappen Zeit, die einem der Morgen schenkt, können Sie sich auf diesem Wege gut, effektiv und klug eine Meinung bilden. Von Montag bis Samstag erscheint jeden Morgen eine neue Folge. Dazu gibt es auf seiner Website zu jeder Folge weitere Infos und Grafiken. Kommen Sie gut in den Tag! 26 SO HOLEN SIE MEHR ZEIT AUS JEDEM TAG Jeder Tag hat 24 Stunden und die verrinnen meistens wie im Flug. Hier sind TIPPS, WIE SIE MEHR AUS IHREM ALLTAG RAUSHOLEN KÖNNEN. SCHLUSS MIT STAU UND PARKPLATZSUCHE Was für eine Zahl: Durchschnittlich steht jeder deut- sche Autofahrer pro Jahr 120 Stunden im Stau. 7.200 Minuten, die sinnlos verstreichen. Machen Sie es schlauer und kombinieren Sie mehrere Verkehrsmittel. Sie suchen jeden Tag stundenlang einen Parkplatz für Ihr Auto oder einen Fahrradständer vor dem Bahnhofs- gebäude? Schluss damit! Nutzen Sie bei gutem Wetter doch einen der neuen E-Roller, die aufgeladen in vie- len Städten auf Kundschaft warten. Damit fahren Sie zum Bus, zur S-Bahnstation oder zur Bahn. Sie lieben Ihr Auto? Dann bilden Sie mit Kollegen Fahrgemein- schaften. Auf dem Weg zur Arbeit können Sie schon das erste Meeting abhalten. Jede Treppenstufe zählt: Nutzen sie das Treppenhaus auf dem Weg zum Kollegen als Fitnessstudio. Das macht ganz nebenbei fit.

27 MIT DIESEN KLEINEN TRICKS KÖNNEN SIE IHRE SMART- PHONE-NUTZUNG OPTI- MIEREN UND IHRE ZEIT BESSER NUTZEN. TIPP 1: SCHNELLZUGRIFFE KONFIGURIEREN Ihren Personalisieren Sie alle Schnellzugriff, um wichtigen Funktionen auf einen Blick zu haben. Sie können darauf sogar zurückgreifen, ohne das Smartphone entsperren zu müssen. TIPP 2: MULTITASKING OPTIMIEREN Nutzen Sie die Vorlesefunk- tion Ihres Smartphones, um sich lange SMS, Mails und News vom Telefon vorlesen zu lassen. Nebenbei können Sie zum Bei- spiel Sport machen. ZEIT SPAREN MIT ABO-FUNKTIONEN Waschmittel, Rasierer, Strumpfhosen oder Milch – es gibt Dinge, die sich immer wieder auf der Einkaufsliste beﬁnden. Wenn man vergisst, sie rechtzeitig einzu- kaufen, ist der Ärger groß. Deshalb bieten viele Supermärkte, Drogerien aber auch kleine Start-ups jetzt für genau diese Dinge die Abo-Funktion an. Für einen festen Preis im Monat werden die Produkte in regelmäßigen Abständen zu Ihnen nach Hause geliefert. So ist der Vorratsschrank immer gefüllt, ohne, dass Sie nach der Arbeit noch schnell in den Supermarkt laufen müssen – eine echte Zeitersparnis für den Alltag! KEINE ZEIT FÜR SPORT? DIE AUSREDE GILT AB JETZT NICHT MEHR! Sich sportlich und aktiv zu betätigen, ist für viele mit zu viel Aufwand verbunden. Wir haben ein paar Tipps, wie sich das Training in den Alltag integrieren lässt: Die täglichen Wege nutzen: Anstatt mit dem Auto oder der Bahn zur Arbeit hin und wieder zurück zu fahren, können Sie die Strecke perfekt für ein Workout nutzen. Schwingen Sie sich morgens aufs Fahrrad oder joggen Sie die letzten Kilometer nach Hause. Arbeitsplatz zum Fitnessstudio machen: Der Kollege, der ihnen weiterhelfen kann, arbeitet ein Stockwerk unter Ihnen? Wunder- bar! Rufen Sie ihn nicht an, sondern besuchen Sie ihn an seinem Arbeitsplatz. Der Fahrstuhl ist tabu! Nutzen Sie das Treppenhaus und die Stufen als Fitnessstudio. TIPP 3: SCHNELLER FOTOS SUCHEN Anstatt stundenlang in der Galerie zu suchen, können Sie Ihre Bilder nach Stichwörtern oder Foto-Typ durchsu- chen. Geben Sie „Sonne“ ein, erscheinen alle Bilder, die eine Sonne zeigen. TIPP 4: SCHNELLER LOG-IN Wachmacher: Machen Sie sich morgens nach dem Auf- stehen zehn Minuten mit einfachen Übungen fit für den Tag – eine morgendliche Sportroutine stärkt die Mus- keln und sorgt für einen wachen Start in den Tag. Speichern Sie Ihre E-Mail-Adresse unter einem Shortcut, wie zum Beispiel „&&“. Wenn Sie den Shortcut bei Anmeldungen eingeben, erscheint direkt Ihre E-Mail-Adresse.

29 „WIR MÜSSEN NICHT IMMER NUR DIE DATEN SCHÜTZEN, SONDERN DIE PATIENTEN“ Der Bundestagsabgeordnete TINO SORGE (CDU) möchte Gesundheitsdaten zugänglich machen. Sie seien für die Versorgung und den medizini- schen Fortschritt von erheblichem Wert NEUE WEGE: Das jüngst vom Deut- schen Bundestag verabschiedete D i g i t a l e -Ve r s o r g u n g s - G e s e t z (DVG) war eines der zentralen Pro- jekte, das Sie schnellstmöglich umsetzen wollten. Worin sehen Sie die Chancen für das Gesund- heitswesen, die Medizin und die Patienten? Was macht das DVG und die Idee, die ihm zugrunde liegt, so wertvoll? fallen TINO SORGE: Täglich im Gesundheitsbereich Millionen Bytes an Daten an, und die sind wertvoll. Wir möchten diese Daten erschließ- bar machen. Um mal konkret zu wer- den: Diabetes-Patienten können ihre Werte per App unter Kontrolle halten und es sind viel weniger Arztbesuche nötig. Hautkrebs kann viel zuverlässi- ger erkannt werden, weil ein KI-Algo- rithmus den Arzt bei der Bilderken- nung unterstützt. Im Pflegeheim weiß die Nachtschicht viel genauer, wie es dem Patienten tagsüber ging, weil das nicht beim Schichtwechsel zugeru- fen oder hingekritzelt wird, sondern weil es in der digitalen Patientenakte erfasst wird. Und wenn man weiter- denkt, hat auch das Forschungsda- tenzentrum enormes Potenzial für den medizinischen Fortschritt, sofern die Innovationstreiber aus Gesund- „ES GEHT UM EINE […]GRUNDSÄTZLICHE QUALITÄTS- STEIGERUNG IM SYSTEM” heitswirtschaft und -forschung daran teilhaben können. Liest man die zahlreichen Stel- lungnahmen von Interessen- und Spitzenverbänden, Krankenkas- sen, der Kassenärztlichen Verei- nigung und vielen anderen, wird deutlich: Beim Thema DVG reden viele mit und jeder blickt durch seine eigene Brille auf das Thema. Wie schaffen Sie es, alle Interes- sengruppen einzubinden? SORGE: Entscheidend ist, alle Akteure mit einzubinden. Ich habe darum schon im letzten Jahr eine E-Health- Gesprächsrunde im Bundestag initi- iert, bei der Wirtschaft, Patientenver- treter, das Parlament und Ministerien gleichermaßen vertreten waren. Natürlich gibt es auf Seiten einiger Verbände Vorbehalte und Ängste, was Digitalisierung angeht. Aber meine Erfahrung im direkten Gespräch hat gezeigt: Sobald man den konkreten Nutzen der Digitalisierung illustriert, herrscht Einigkeit. Denken wir nur einmal an Parkinson-Patienten, die täglich ein Dutzend Medikamente einnehmen müssen. Für sie ist der digitale Medikationsplan ein Quan- tensprung: Patienten werden per App erinnert, Falschdosierungen werden vermieden, und pflegende Angehö- rige werden entlastet. Sie scheuen deutliche Worte nicht. Äußerten beispielsweise, dass das Bundesjustizministerium mit seiner „Blockadehaltung“ dem Patienten eine zeitgemäße Ver- sorgung vorenthalten würde. Pro- vokativ gefragt: Hängt das Wohl und Wehe der Patienten heutzu- tage tatsächlich von einer App ab? Müssen Patienten Angst haben, langfristig nicht die bestmögli- che Versorgung in Deutschland zu bekommen? SORGE: Es geht nicht um eine ein- zelne App, sondern um grundsätzli- che Qualitätssteigerung im System. Bricht sich heutzutage ein Urlauber in Bayern den Arm, wird im Kran- kenhaus ein Röntgenbild erstellt. Den Arzt in seiner Heimatstadt erreicht es aber in vielen Fällen nicht. Also macht der drei Tage später in Hamburg die

30 „DAS TOTSCHLAG- ARGUMENT DES DATENSCHUTZES DARF DIE ELEKTRONISCHE PATIENTENAKTE NICHT AUSBREMSEN” gleiche Aufnahme. Ein zweites Mal. Medizinisch ist das sinnlos, für den Patienten mühsam und für das Sys- tem teuer. Eine digitale Patientenakte, in der Röntgenbilder und Befunde gespeichert sind, kann das vermei- den. Auf einen Blick ist dann für den Arzt ersichtlich, welche Eingriffe und Untersuchungen beim Patienten in letzter Zeit durchgeführt wurden. So werden sinnlose Doppeluntersu- Tino Sorge gemeinsam mit GEHE- Regionalvertriebsleiter Eiko Köppen und Public Affairs Leiterin Manuela-Andrea Pohl zu Besuch beim Schönebecker Stadtsenioren- rat. Bei Kaffee und Kuchen wurde über die aktuelle Gesundheitspoli- tik im Hinblick auf die Bedürfnisse und Nöte der Senioren gesprochen. Tino Sorge hat den Kontakt zwi- schen GEHE und dem Schönebecker Stadtseniorenrat vermittelt und begleitete im September 2018 die symbolische Scheckübergabe. chungen verhindert, Patienten und Wartezimmer entlastet. Nun ist es kein Geheimnis, dass das Bundes- justizministerium aus vermeintlichen Datenschutz-Bedenken drauf und dran war, das DVG mit der ePA zu blo- ckieren. Wenn wir solche Potenziale weiter beharrlich ungenutzt lassen, erreichen wir die bestmögliche Ver- sorgung für Patienten in Deutschland nicht. Sie könnten dahingehend verstan- den werden, dass Deutschland den Datenschutz über den Patienten- schutz stellt. Was entgegnen Sie Kritikern, die sagen: Datenschutz ist Patientenschutz, denn nichts ist so sensibel wie Patientendaten? SORGE: Das Totschlag-Argument des Datenschutzes darf die elektronische Patientenakte nicht ausbremsen. Es scheinen einige zu vergessen: Wir müssen nicht immer nur die Daten schützen, sondern die Patienten. Zum Beispiel vor unnötigen Doppelunter- suchungen, vor gefährlichen Medika- menten-Nebenwirkungen oder gar Behandlungsfehlern. All das wäre mit der elektronischen Patientenakte längst möglich. Und hier zeigt sich eben auch: Datenschutz und Patien- tenschutz sind keine Gegensätze, die man gegeneinander ausspielen sollte. Es geht um zwei Seiten einer Medaille, die wir auch im kommenden Gesund- heits-Datenschutzgesetz gesondert angehen werden. Mögen Sie einen Ausblick wagen? Wie sieht das Gesundheitswesen in zehn oder 15 Jahren aus, bezo- gen auf den Stand der Digitalisie- rung? SORGE: Im kommenden Jahrzehnt werden Google, Apple, Facebook, Amazon und andere internationale Technologie-Unternehmen als Anbie- ter digitaler Gesundheitsleistungen fest etabliert sein. Schon heute haben sie eigene Gesundheitsexpertise oder bauen sie auf. Sie fördern und über- nehmen aussichtsreiche eHealth- Startups. Sie analysieren anhand von Millionen Nutzern, welche digitalen Angebote gewünscht sind. Und sie arbeiten mit Hochdruck daran, sie nutzerfreundlich auszugestalten. Angesichts eines solchen Umfeldes stehen wir alle – die Politik, die Kran- kenkassen, die Ärzteschaft, Kliniken, Apotheken, die Arzneimittelhersteller und -händler – vor einer Richtungs- „DATENSCHUTZ UND PATIENTENSCHUTZ SIND KEINE GEGENSÄTZE, DIE MAN GEGENEINANDER AUSSPIELEN SOLLTE” entscheidung: Wollen wir diesem international getriebenen Wandel zuschauen, ihn im Zweifel erleiden? Oder wollen wir die kommenden zehn Jahre aktiv mitgestalten? Ich plädiere für letzteres, und zwar mit unseren europäischen Vorstellun- gen von Ethik, verantwortungsvol- lem Datenumgang und einem starken Gesundheitsforschungs- und Wirt- schaftsstandort Deutschland. Vielen Dank für das Gespräch. GEHE MEINT: Innovative Technologien bedeu- ten neben den vielen Vorteilen, dass sensible Daten für immer mehr Akteure sichtbar werden können. Wir möchten, dass der Patient eigenständig entscheiden darf, welche Gesundheitsdaten er wem, wie lange und in welchem Umfang zur Verfügung stellt. Wir sagen aber auch: Datenschutz darf nicht über dem Patienten- wohl stehen. Denn Vernetzung bietet auch viele Vorteile: die Patientensicherheit wird erhöht, Fehler vermieden, Mehrfachun- tersuchungen bzw. Fehlbehand- lung verhindert oder Wechsel- wirkungen von Arzneimitteln vorgebeugt.

SCHNELLIGKEIT HAT BEIM STUTTGARTER PHARMAGROẞHÄNDLER PRIORITÄT. Gut 30 Minuten nach Bestelleingang ist die Ware auf dem Weg zum Kunden. IM NOTFALL SCHON NACH ZEHN MINUTEN. 33 O b Konstanz am Bodensee oder Helgoland in der Nord- see – GEHE ist immer da, wo Medikamente gebraucht werden. Mög- lich macht dies eine ausgefeilte, minu- tiös getimte Logistik. Und bei der wird nichts dem Zufall überlassen. Im Not- fall verlässt eine angeforderte Arznei zehn Minuten nach Bestelleingang das Lager Richtung Apotheke. Doch auch im ganz normalen Tagesbetrieb dau- ert es nur gut 20 bis 30 Minuten länger, bis die bekannte „blaue Wanne” auf die Reise geschickt wird. Das Ziel: Selbst Patienten, die nach einem nachmittäg- lichen Arztbesuch mit ihrem Rezept in die Apotheke kommen, sollen noch am selben Tag ihre verschriebene Medizin bekommen. Und damit das gelingt, muss alles perfekt organisiert sein. 1.200 KISTEN PRO STUNDE Über ganz Deutschland verteilt gibt es 18 GEHE-Standorte, das neueste Logis- tikzentrum wurde 2018 in Rostock- Laage eröffnet. Allein dort lagern auf 6.000 Quadratmetern 100.000 Artikel. Dass an allen Standorten alles so rei- bungslos funktioniert, ist dem perfek- ten Zusammenspiel von zahlreichen engagierten Mitarbeitern und einer ausgefeilten, hochmodernen Technik zu verdanken. Die neue Kommissio- Die GEHE-Warenlager sind voll- automatisiert. Nach spätestens 30 Minuten verlässt die Wanne das Lager. nieranlage in Rostock-Laage ist ein ein gutes Beispiel dafür, wie Tech- nik Tempo macht. Es ist ein schneller Roboter, der mit hoher Präzision durch die schmalen Regalgassen fährt und sich vollautomatisch eine zuvor von ihm dort abgelegte Medikamentenpa- ckung nimmt. Sein Greifarm befördert sie wenig später auf ein Laufband Rich- tung GEHE-Wanne und Lieferfahrzeug. Pro Stunde schafft die Anlage 1.200 Kisten. Schneller ist kaum denkbar. 1.500 FAHRER IM EINSATZ Für die GEHE-Kunden sind circa 1500 Fahrer unterwegs. Bundesweit kann jede Apotheke, die Kunde bei GEHE ist, mehrfach am Tag erreicht werden – im Durchschnitt dreimal pro Tag. Dafür gibt es bewährte, festgelegte Touren. und im Notfall eine Sondertour. Denn jeder Fahrer weiß: Im Ernstfall zählt jede Minute. Denn in den Lieferwa- gen werden Produkte transportiert, die Leben retten können. Einen Fahrer hat es selbst erwischt? Hexenschuss? Auch hierfür ist vorgesorgt: Es gibt deutsch- landweit Ersatzfahrer, die im Fall der Fälle einspringen. 1 MILLION ARTIKEL TÄGLICH Täglich werden von GEHE rund 1 Mil- lion Arzneimittel und apothekenübli- che Produkte an die Apotheken gelie- fert. Rund 50 Prozent der abgegebenen Packungen sind verschreibungspflich- tige Medikamente, der Rest entfällt auf OTC- und Freiwahl-Artikel. Kaum ein Patient ahnt wohl, welche Logistik hinter seinem reibungslosen Einkauf in der Apotheke vor Ort steht. Und an der wird sich auch dann nichts ändern, wenn 2020 das E-Rezept eingeführt wird. Vorteil und Zeitersparnis für den Kunden: Er kann sein Rezept direkt per QR-Code einlösen und bestellt seine Medikamente online in seiner Stamma- potheke um die Ecke. Selbst wenn sie dort nicht vorrätig sind, kann er sie wenig später dort abholen. Der guten Logistik von GEHE und rund 1.500 Fah- rern sei dank. eine GEHE MEINT: Viele Menschen haben sich bereits daran gewöhnt, dass sie ihre im Internet bestellten Waren nach Hause geliefert bekom- men. Uns ist es wichtig, dass auch bei digitalen Geschäfts- modellen eine hohe Qualität der Arzneimittel garantiert ist. Dazu gehören sachgerechte Lagerung beim Transport, eine Auslieferung durch Apotheken- personal, sowie bei verschrei- bungspflichtigen Medikamenten eine vorherige Beratung – sei es telefonisch durch die Vor- Ort-Apotheke oder über andere digitale Kommunikationswege. Für alle Vertriebsstufen sollten die selben regulatorischen und vollzugsrechtlichen Maßstäbe gelten.

34 VIELE SELTENE ERKRANKUNGEN BLEIBEN UNERFORSCHT RUND 6.000 ERKRANKUNGEN GIBT ES SELTEN. Für die Patienten bedeutet dies oft einen langen Leidensweg und wenig Hoffnung auf Heilung. 5 Jahre. So lange dauert es im Schnitt, bis eine seltene Er- krankung diagnostiziert wird. Hinter den Betroffenen liegt meistens eine lange Zeit des Leidens und vor ihnen oftmals eine noch viel längere des Hoffens und Bangens. Denn eine Diagnose ist noch keine passende Be- handlung und auch keine Chance auf Heilung. Das Problem: Weil von vielen Krankheiten nur wenige Menschen betroffen sind, lassen sich nur schwer Studien durchführen. Zudem gibt es in den meisten Fällen nur wenige Ex- perten in Deutschland – über das ge- samte Land verteilt. Die medizinischen und auch wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen sind schwierig. Eine Her- ausforderung für die Patienten, ihre Familien und die Ärzte. 6.000 SELTENE ERKRANKUNGEN Eine Erkrankung gilt in Europa dann als selten, wenn weniger als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Da es mehr als 6.000 unterschiedliche Sel- tene Erkrankungen gibt, ist die Gesamt- zahl der Betroffenen dennoch hoch. Allein in Deutschland leben Schätzun- gen zufolge etwa vier Millionen Men- schen mit einer Seltenen Erkrankung, in der gesamten Europäischen Union geht man von 30 Millionen aus. Das, was Seltene Erkrankungen oft gemein- sam haben: Sie treten häufig bereits im Kindesalter auf, verlaufen chronisch und sind mit einer starken Lebens- einschränkung und einer geringeren Lebenserwartung verbunden. Etwa 80 Prozent sind genetisch bedingt oder mitbedingt und selten heilbar. Es sind Menschen wie Daniel der an „Aniridie” leidet. Er ist mit Augen ohne Iris auf die Welt gekommen, wird am

35 Ende erblinden. Andreas (4) leidet an dem Allan-Herndon-Dudley-Syndrom (AHDS), eine extrem seltene genetische Erkrankung, die nur Jungen betrifft. Kinder mit AHDS haben Schwierigkei- ten, ihren Kopf hochzuhalten, zudem entwickeln sie sich geistig und moto- risch sehr viel langsamer als andere Kinder. Das Marshall-Smith-Syndrom wurde bei Jonas (13) diagnostiziert. Es ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung, gekennzeichnet durch eine beschleunigte Knochenalterung kombiniert mit auffälligen Gesichtszü- gen und Entwicklungsstörungen. Um Menschen wie Daniel, Andreas und Jonas gezielter helfen zu können, hat sich auf Initiative des Bundesministeri- ums für Gesundheit das Nationale Akti- onsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankungen gegründet, kurz NAMSE. Es besteht aus 28 Bündnispartnern, das sind Spitzen- und Dachverbände der wesentlichen Akteure im Gesundheits- wesen. Ziel: Expertise bündeln und die Forschung unterstützen. FÖRDERUNG VON ORPHAN DRUGS Letzteres auch damit, dass sogenann- ten Orphan Drugs gefördert werden. Es handelt sich dabei um Arzneimittel für Seltene Erkrankungen, die lebens- bedrohlich oder schwerwiegend sind und für die es bisher keine oder keine zufriedenstellenden Behandlungs- möglichkeiten gibt. Damit forschen- den und entwickelnden Unternehmen aufgrund der geringeren Nachfrage nach dem Medikament keine wirt- schaftlichen Nachteile entstehen, schaffte die EU rechtliche Besonder- heiten, die es unter anderem ermög- lichen, ein Medikament schneller auf den Markt zu bringen. Im Oktober 2019 waren in der EU 108 Arzneimit- tel als Orphan Drug zugelassen. Das ist für einige ein Hoffnungsschimmer, doch vielen kann noch nicht geholfen werden, sagt Prof. Dr. Frank Rutsch, aus der Klinik für Kinder- und Jugend- medizin und dem Centrum für seltene Erkrankungen des Universitätsklini- kums Münster (siehe unten). Professor Dr. Frank Rutsch 1.000 KLEINE PATIENTEN PRO JAHR Seit 2009 haben sich deutschlandweit an Universitäts- kliniken Zentren konstituiert, die sich der Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen verschrie- ben haben. Ihre Profile sind zum Teil unterschiedlich und ihre Zahl wächst stetig. Professor Dr. Frank Rutsch betreut am Universitätsklinikum Münster Kinder mit Seltenen Erkrankungen. Was alle eint: So schlimm eine Diagnose auch sein mag, sie ist auch eine Erleichterung für viele Eltern. Denn mit einer Diagnose kann man leben, man kann nach einer geeigneten Therapie suchen, sich ein Netzwerk auf- bauen. Das, was zermürbt, ist: nicht zu wissen, was ist. Mit sehr viel Fassung haben es Eltern getragen, als sie in Münster erfuhren, dass ihr Kind einen schweren Defekt im Kupferstoffwechsel und damit einherge- henden schweren Hirnschäden sowie einer geringen Lebenserwartung hat. Die Forschung ist heute noch nicht so weit, um dem Kind zu helfen. „Und dieser Familie hilft es leider nichts, wenn ich glaube, dass es in zehn Jahren eine Therapie geben wird”, sagt Professor Rutsch. Hier war es die Aufgabe, die kleine Familie in den wenigen Monaten, die sie gemeinsam hatte, bestmöglich zu begleiten. In einem anderen Fall konnte mit einem einzigen Test sehr schnell gehol- fen werden. Das häufige Erbrechen einer Dreijährigen war auf eine seltene Stoffwechselerkrankung zurück- zuführen. Nur ein Mensch von einer Million erkrankt daran. Bei Kindern liegt die Wahrscheinlichkeit, den Grund für eine Erkrankung herauszufinden, bei gut 70 Prozent. Viele Krankheiten, die im Kindesalter auf- treten, sind genetisch bedingt, die Medizin ist in die- sem Bereich sehr gut aufgestellt. Statistisch gesehen gibt es für ein Drittel dieser Patienten eine Therapie, Verzweiflung, Hoffnung, Dankbarkeit oder Trauer – die zur Besserung führt. Bei zwei Dritteln muss es bis- täglich ist Professor Dr. Frank Rutsch als Kinderarzt im lang darum gehen, die Lebensqualität zu verbessern. Zentrum für Seltene Erkrankungen am Universitätskli- Die Forschung ist noch nicht soweit, ihnen helfen zu nikum Münster mit diesen Emotionen konfrontiert. Zu können. Oft auch deshalb, weil die Krankheit so selten ihm und seinem Team kommen Eltern, deren Kinder ist, dass eine Forschung nicht möglich ist oder sich zumeist schon eine lange Leidensgeschichte hinter nicht lohnt. Professor Rutsch weiß aus seiner täglichen sich haben. Die einen haben eine Diagnose, bei ande- Arbeit: Forschung sollte nie am Geld scheitern, denn ren sind die Gründe für ihre Erkrankung noch unklar. hinter jeder Seltenen Erkrankung steht ein Schicksal.

36 „UNSERE ZEIT IST TEMPOREICH, Digitalisierung und Globa- lisierung sind dabei deutliche Beschleuniger. Trotzdem muss man IMMER WIEDER TIEF DURCHATMEN UND SICH ZEIT NEHMEN, Entscheidungsgrundlagen zu reflektieren.“ ANDREAS ARNTZEN, CEO WORT & BILD VERLAG „Manche Unternehmen setzen auf ‚Große fres- sen die Kleinen’. SCHIERE GRÖẞE GARANTIERT ABER NICHT UNBEDINGT ÜBERLEGENHEIT. DENN MAN VERSCHAFFT SICH JA AUCH NICHT MEHR ZEIT, INDEM MAN SICH EINE GRÖSSERE UHR ANLEGT. Wer dagegen wie der Mittelstand beweglich, flexibel und temporeich bleibt, sichert sich Wettbewerbsvorteile. Das gilt übrigens sowohl für Hersteller als auch Apotheken.“ JÖRG WIECZOREK, GESCHÄFTSFÜHRER HERMES ARZNEIMITTEL GESCHÄFTSBEREICH OTC „TEMPO TEMPO – DIE TRENDS VON HEUTE SIND DIE VER- GANGENHEIT VON MORGEN. eCommerce, Digitalisierung, eRezept, Wandel der Konsumentenbedürfnisse, mündiger Patient – das alles sind Themen von heute und wenn wir uns nicht rasch MIT DEN RICHTIGEN KONZEPTEN DARAUF EIN- STELLEN UND ENTSPRECHEND AGIEREN, hat uns die Zukunft morgen überholt und wir leben in der Vergangenheit.“ HELMUT FABRY, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG MCM KLOSTERFRAU VERTRIEBSGESELLSCHAFT MBH

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D ie Welt der Pharmazie ist im Wandel, zu keiner Zeit gab es so viel Veränderung wie jetzt. Doch was ist wirklich wichtig? Profes- sor Peter Wippermann rät Apothekern, sich auf ihren traditionellen Markenkern zu besinnen. Der Hamburger ist Trend- forscher, Berater, Autor und Speaker für Zukunftsthemen. 1992 gründete er das Trendbüro und lehrte bis 2016 als Pro- fessor für Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Ein Gespräch über kleine Moden, Mega- Trends und die Zukunft der Branche. NEUE WEGE: Professor Wippermann, Sie sind Trendforscher – lassen Sie uns mit einer kurzen Definition ein- steigen. Was sind für Sie Trends? Im Bereich Fashion können wir uns darunter etwas vorstellen. Aber im unternehmerischen Bereich? PROF. PETER WIPPERMANN: Trends im Fashionbereich bezeichne ich nicht als Trend, sondern als Mode. Also schnell wechselnde Angebote in den Läden. Trends, wie ich sie defi- niere, sind Anpassungsstrategien an eine sich verändernde Umwelt. Ein Trend ist keine schnelle Sache, son- dern dauert im Schnitt sieben bis zehn Jahre. Ein gutes Beispiel ist die, salopp gesagt, „Müsli-Latzhosen-Fraktion“. In den Anfängen war sie eine Minderheit, mittlerweile sind gesunde Ernährung und umweltbewusstes Verhalten ein Massenmarkt geworden. Können Sie ein aktuelles Beispiel nennen? WIPPERMANN: Vegane und vegetari- sche Ernährungsformen. Der weltweite Siegeszug des veganen Fleischersatz- produktes „Beyond Meat“ kennzeich- nen den beginnenden Massenmarkt für pflanzenbasierte, vegane Nahrung. Einen Schritt weiter geht My Müsli und bietet personalisiertes Müsli an, das auf Basis der eigenen DNA oder des Stoff- wechselpools zusammengestellt wird. Welche Aspekte haben Sie bei der Trendforschung im Blick? WIPPERMANN: Für mich gibt es seit 20 Jahren in der Trendforschung fest- gelegte Beobachtungskriterien. Zum einen habe ich den sozialen Wandel im Blick. In Deutschland ist das bei- spielsweise die immer älter werdende Gesellschaft. 21,8 Millionen Menschen werden 2030 über 65 Jahre alt sein. Ein weiterer Aspekt ist der techno- logische Wandel, bei dem die Digi- talisierung die Richtung vorgibt und Auswirkungen darauf hat, wie wir produzieren, konsumieren und leben. Ein dritter Punkt sind die Geschäfts- modelle. Früher hatte man in erster Linie das Produkt im Blick und suchte sich dann den passenden Kunden dafür. Heute ist es andersherum. Man schaut sich die Kunden an und fragt sich, welche Bedürfnisse er hat. Dann entwickelt man ein Produkt. Der vierte Punkt hat etwas mit Kultur zu tun. Unternehmenskultur und den Fragen: Wie stellt man sich als Unternehmen auf. Wofür gibt es uns? Was machen wir, was wollen wir? Unternehmen leben davon, dass Sie innovativ und fortschrittlich sind. Wie aber kann ein Unternehmen – ob groß oder klein – erkennen, ob es sich bei Neuerungen nur um eine kurzzeitig aufflammende Bewe- gung oder um eine langfristige Ent- wicklung handelt? WIPPERMANN: Trends werden dann zu einer Entwicklung, wenn Sie anfan- gen, sich durchzusetzen. Sie sind also mehr als ein kurzfristiger Hype. Das zu erkennen, ist für Unternehmen gar nicht so einfach. Schon lange spricht man beispielsweise von individualisier- ter Medizin, aber da sind wir noch lange nicht. Von einer Idee bis zur Umset- zung ist es oft ein langer Weg. Gerade Apotheker haben es nicht leicht. Bis- lang agierten sie quasi in geschützten Räumen. Die Digitalisierung hat vieles verändert. Denn schützende Burgmau- ern gibt es nicht mehr. Ich vermute, dass der Strukturwandel noch gut zehn Jahre dauern wird, bis sich alle an die neue Situation angepasst haben. 39 Peter Wippermann, Trendforscher Muss ein Unternehmen oder ein Unternehmer überhaupt trendy sein, um mithalten zu können? WIPPERMANN: Kurze Antwort: Auf gar keinen Fall! Denn trendy zu sein, würde bedeuten, modisch zu sein. Das ist im unternehmerischen Sinne fehl am Platz. Heißt das, ein Unternehmen sollte sich auch auf Traditionen beru- fen? Ist das möglicherweise trendy in einer Zeit, wo gefühlt jeden Tag sehr viel Neues passiert? Anders: Kann man mit Werten heute noch punkten? WIPPERMANN: Auf jeden Fall. Werte werden ja heutzutage gesucht. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Por- sche baut gerade in Kooperation mit Boeing ein elektrisches Flugtaxi. Da stellt sich schon die Frage: Wofür steht die Marke Porsche denn eigentlich? Wenn wir über die Gesundheitsbran- che sprechen, sollte auch der Blick eines Apothekers über den Rand sei- ner eigenen Apotheke hinausgehen. Er sollte sich fragen: Wie verändern sich die Medizin und die Gesund- heitsbranche insgesamt? Und wie bekommt man diese Entwicklung mit der traditionellen Rolle des Apothe- kers überein? Es tut sich gerade viel, es sind andere Spieler auf dem Feld als noch vor Jahren.

40 Was genau ist der Wert eines Apo- thekers, auf den er sich besinnen könnte und sollte? WIPPERMANN: Ganz klar: Der Apo- theker und sein Team sind Gesund- heitsexperten, die geballtes Wissen in diesem Bereich haben. Sie sind die Ansprechpartner vor Ort, haben das Vertrauen der Kunden. Im System Hersteller und Vertrieb sind sie das Bindeglied zum Kunden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem man punkten kann. Kleinere Unternehmen fühlen sich manchmal regelrecht überrollt von der rasanten Entwicklung. Woran können sie sich im Trend-Dschun- gel orientieren? WIPPERMANN: Es gibt keinen Trend- Dschungel. Es gibt Veränderungen. Eine große Entwicklung ist die Digita- lisierung. Und die ist vielleicht rasant, aber auch nicht neu. Es ist erstaunlich, dass man nach zehn Jahren immer noch das Gefühl hat, von der Digitali- sierung überrollt zu werden. Jeder hat ein Handy in der Tasche. Es scheint so, als seien viele in diesem Bereich privat sehr viel weiter als beruflich. Wie kön- nen sich Unternehmer nun orientieren? Die Kernfragen, die sich beispielsweise ein Apotheker stellen sollte, ist eigent- lich ganz einfach: Kommen Kunden in den Laden oder nicht? Und welche Angebote habe ich, die mich und mein Geschäft attraktiv machen? Lassen Sie uns über Zielgruppen sprechen. Wen sollten große Unter- nehmen, aber auch ein Apothe- ker mit 10 bis 20 Mitarbeitern im Blick behalten? Immer die junge Generation oder die kaufkräftigen Silver Surfer? Oder gibt es heute keine genaue Zielgruppe mehr, weil Grenzen verschwimmen und man im Internet immer alle anspricht? WIPPERMANN: Diese Frage muss man differenziert beantworten. Die erste Frage ist, wo die Apotheke steht. In einer Stadt? In einem kleinen Dorf? Ist man der einzige Apotheker auf dem Land, ist es ratsam, breit aufgestellt zu

2030 SIND 21,8 MILLIONEN MENSCHEN ÜBER 65 PERSÖNLICHE DNA- ANALYSEN GESUNDHEITS- CHECK AM HANDGELENK INDIVIDUELLE MEDIZIN DAS ICH IM FOKUS sein und auf viele Fragen eine Antwort zu haben. Hat man seinen Standort in einer großen Stadt, kann auch eine Spezialisierung glücken. Man kann sich als Experte für Beauty, Anti Aging oder Sport platzieren und auf Facebook und Instagram dafür Werbung machen. Denkbar ist es auch, kurzfristige Stra- tegien auszuprobieren, das ein oder andere Produkt testweise ins Sortiment aufzunehmen, gucken, wie es läuft. Wie stellt man sich als Apotheker für die Zukunft auf? WIPPERMANN: Die erste Frage, die man sich sowohl als großes Unterneh- men, als auch als Apotheker mit einem kleinen Team stellen sollte: Wo will ich hin? Und daraus ergibt sich auch die Antwort auf die Frage nach der Ziel- gruppe. Wichtig bei der Zielgruppen- analyse: nicht in Schubladen denken. Themen wie Gesundheit, Wellness und Sport haben mittlerweile nicht unbe- dingt mehr mit dem Alter zu tun. Fit- ness-Apps werden zwar vornehmlich von den 16-bis 29-Jährigen benutzt aber auch die Generation 50+ hat die- ses Tool für sich entdeckt. Ob Fitness- tracker, Smartwatch oder Achtsam- keits- und Meditationsapps – damit erreicht man mittlerweile viele, den Teenager ebenso wie den Pensionär. Was würden Sie denn eher als Trendlein und was als Mega-Trend in den kommenden Jahren bezeich- nen? Konkret: Was darf ein Apothe- ker jetzt auf keinen Fall verpassen? WIPPERMANN: Die Menschen inte- ressieren sich immer mehr für ihren eigenen Körper. Wir beobachten seit Jahren, dass der Wunsch, jugendlich und gesund zu sein und zu bleiben, zunimmt. Zusatzprodukte wie Nah- rungsergänzungsmittel, die genau das versprechen, werden deshalb für die Kunden und damit auch für Apotheker immer interessanter. Darüber hinaus ist es wichtig, zu erkennen, dass sich das Gesundheitssystem enorm verändert. Amazon steigt in den Gesundheitsmarkt ein, Google interessiert sich für individu- elle Gesundheitsdaten, und IBM Watson Health setzt auf DNA-Analysen. Gerade 41 bei der DNA-Analyse ist die Frage, wer ist der Ansprechpartner, um sowas ein- zuführen. Vermutlich wird es wohl erst- mal über die Apotheken laufen. Mögen Sie einen Ausblick wagen: Wie sieht der Apothekenalltag in 20 Jahren aus? Wo geht der Trend hin? WIPPERMANN: 20 Jahre sind ein lan- ger Zeitraum, schon in zehn Jahren wird viel passieren. Die zuvor beschriebenen Veränderungen im Gesundheitswesen betreffen auch den Großhandel, er steht enorm unter Druck, die Konkurrenz ist groß. Der Trend geht zum „Partne- ring“, also der Kooperation mit anderen Großhändlern bei gleichzeitigem Wett- bewerb. Amazon Care wird in Kürze in den USA nicht nur Medikamente liefern, sondern auch medizinische Beratung per Video- oder Text-Chat anbieten. Die persönliche Betreuung – rezeptpflich- tige Arzneimittel, Nachuntersuchun- gen – wird durch Krankenschwestern angeboten, die Hausbesuche machen oder ins Büro kommen. Derzeit wird der Dienst mit eigenen Mitarbeitern getestet. Was wird sich noch verändern? selbstfahrende WIPPERMANN: Denkbar sind in naher Zukunft Lieferfahr- zeuge, die die Medikamente bis in die Haushalte bringen. Auch die Beliefe- rung mit einer Drohne ist alles andere als Utopie. In Amerika gibt es das bereits und in zehn Jahren ist das auch bei uns soweit. Ob Kopfschmerz oder Krebs – der Apotheker ist der Mensch, den Kranke brauchen. Er steht dem Kunden emotional gegenüber, hilft und hört zu. Die menschliche Dimension wird also immer wichtiger und sollte auf keinen Fall zurückgeschraubt werden. Der Apotheker wird noch mehr ein Gesundheitsmanager sein. Die Men- schen werden mit ihren Gesundheits- daten zu ihm kommen. Und er ordnet sie ein, gibt Tipps, beispielsweise zum gesunden Schlaf, zur Ernährung und vielem mehr. Die Apotheke wird ein vertrauensvolles Gesundheitscenter mit Lifestyle-Charakter. Vielen Dank für das Gespräch.

42 ETHIK WOLLEN WIR WIRKLICH FÜR IMMER JUNG SEIN? Es klingt ja zu verlockend: FORSCHER BEHAUPTEN, DIE FORMEL GEGEN DEN ALTERUNGSPROZESS GEFUNDEN ZU HABEN. Für immer jung – wäre das nicht wunderbar? NEIN, SAGT BENEDIKTINERPATER ANSELM GRÜN. Erst die absehbare Endlichkeit mache das Leben wirklich wertvoll D ie Botschaft, die die Welt ver- ändern könnte, wurde am 12. Juli 2019 verkündet. Gregory Fahy, medizinischer Direktor bei einem biopharmazeutischen Unternehmen, erklärte einem erstaunten Fachpubli- kum in den USA, dass er und sein Team nichts weniger als eine Formel gefun- den haben, um das Alter zurückzudre- hen. Eine Kombination von bekannten Wirkstoffen habe neun Männer um zweieinhalb Jahre biologisch verjüngt. Wenn dies der Anfang einer revoluti- onären Entwicklung wäre, was würde sie dann mit uns machen? Wie würde es die Gesellschaft verändern, wenn sich das Alter tatsächlich immer wei- ter hinausschieben ließe? Wäre es ein Glücksversprechen oder der Anfang ei- ner Entwicklung, deren Auswirkungen noch niemand wirklich absehen kann? Pater Anselm Grün ist ein lebenskluger Mann mit Herz. Menschen auf der ganzen Welt suchen seinen Rat und seine Nähe.

43 Würde man dem Benediktiner-Pater Anselm Grün eine Pille gegen das Altern anbieten – er würde sie ableh- nen. „Die Begrenztheit gehört zum Leben, erst sie macht es wertvoll”, sagt der 74-jährige Geistliche, Betriebs- wirt, Ratgeber und Autor des Buchs „Die hohe Kunst des Älterwerdens” im Gespräch mit NEUE WEGE. Erst das Wissen um die Endlichkeit motiviere überhaupt, das Leben zu leben. Nicht einfach nur da sein, sondern etwas aus jedem Tag machen – eine hohe Kunst. Denn wie vielen würde es gelingen, die plötzlich dazugewonnenen Jahre tatsächlich zu nutzen, sie mit Sinn und (Er-)Leben zu füllen? „Die Wahrschein- lichkeit ist groß, dass viele Menschen sich einfach nur freuen würden, jünger zu sein”, sagt Pater Anselm Grün, des- sen langer, grauer Bart zu einem Mar- kenzeichen geworden ist. Fragt man ihn nach dem Sinn des Lebens, beginnt die Antwort nicht mit „Ich”, sondern mit „die anderen”. Etwas für die ande- ren tun, der Gemeinschaft dienen, das sei das, was zählt. Immer wieder suchen Menschen seine Nähe, die plötzlich im fortgeschritte- nen Alter feststellen: Ich habe gar nicht wirklich gelebt. Einige meinen sogar, alles falsch gemacht zu haben. Wäre es anders verlaufen, wenn sie einfach länger jung gewesen wären? Vermut- lich nicht. „Ich ermutige die Menschen, nicht zu hart mit sich ins Gericht zu gehen, barmherzig mit sich selbst zu sein”, sagt Pater Grün. Einer verzweifel- ten 82-Jährigen habe er geraten, nicht mit Bitterkeit auf ihr Leben zu blicken, sondern es als Teil ihres Erfahrungs- schatzes anzunehmen. Alt werden bedeute auch, Niederlagen zu akzep- tieren, sich mit ihnen auszusöhnen. Und nochmal etwas zu ändern. Denn: „Es ist nie zu spät, im Leben nochmal neue Spuren zu hinterlassen”, sagt Pater Anselm Grün. Aber er weiß: Alt werden tut auch manches Mal sehr weh. In seinen Seminaren bittet er seine Gäste oft, einen Brief an ihre Kinder oder Enkel zu schreiben – ohne ihn abzuschicken. Was würden sie ihnen gern hinterlassen? Welche Werte, wel- che Lebenserfahrungen mitgeben?

44 „ES IST NIE ZU SPÄT, IM LEBEN NOCHMAL NEUE SPUREN ZU HINTERLASSEN” Benediktinerpater Anselm Grün Das Ziel der kleinen Übung: den Blick für das Wesentliche schärfen. „Manch- mal empfehle ich den Teilnehmern auch, den ganzen Tag immer wieder folgenden Satz zu wiederholen: Ich bin ich selber”, sagt Pater Grün. Ich bin ich selber – egal ob alt oder jung. Nicht diejenige, die andere in mir sehen wol- len, nicht derjenige, der ich sein sollte. Einfach: ich. Und, wenn vorhanden, mit Knitterfalten und grauen Haaren, krummen Beinen und Besenreißern. ALTE MENSCHEN HABEN EINE EIGENE SCHÖNHEIT Für Pater Anselm Grün haben die meis- ten alten Menschen eine ganz eigene Schönheit. Die Augen leuchten, sie strahlen Liebe, Zuversicht und Würde aus, sind eins mit sich selbst. Wer möchte da noch jung sein? Wer braucht glatte Haut und volles Haar, wenn er Würde haben kann? „Ich werde gern alt”, sagt der Geistliche über sich selbst. Denn das Alter biete – vorausgesetzt man ist gesund – viele Vorteile. Man werde gelassener, lasse mal alle Fünfe gerade sein und der Ehrgeiz, noch ganz viel erreichen zu müssen, falle weg. Dieses langsame Loslassen stellte Pater Grün bei sich selber vor unge- fähr 15 Jahren fest. Ab 60 sei es plötz- lich irgendwie entspannter gewor- den, das Leben. Nunmehr schreibe er ganz ohne Druck, einfach, weil es ihm Freude bereite. Er muss ja nicht mehr schreiben, mehr als 300 lebenskluge Bücher mit einer Gesamtauflage von 14 Millionen Exemplaren sind mehr als genug. Aber, das gesteht auch er ein: „Es ruhiger angehen zu lassen, ist gar nicht so einfach. Manchmal muss ich mich selbst ermahnen.” Älter werden, das heiße auch, sich von alten Rollen zu verabschieden. „Ich finde es regelrecht albern, wenn ein 75-Jähriger seiner 15-Jährigen Enke- lin noch beweisen möchte, dass er der bessere Skifahrer ist”, sagt Anselm Grün. Man muss erkennen, dass man eben kein Sportler-Ass mehr ist, kein Den Herbst des Lebens in vollen Zügen genießen – das empfiehlt Pater Anselm Grün. Top-Manager oder die einzige Apo- thekerin am Ort, sondern einfach ein älterer Mensch mit viel Erfahrung und einem interessanten Lebenslauf. Im Alter werde man mehr und mehr auf sich selbst zurückgeworfen. Immer lauter stehe die Frage im Raum: Wer bin ich wirklich? Diese Frage würde eine Pille gegen das Altern nur hinaus- zögern. Verdrängen lässt sie sich nicht. Ihm selbst hilft der Glaube beim Älter- werden. Der sei zwar keine Garantie für ein langes Leben, aber ein treuer Begleiter. dazugewonnenen Und wenn sie ihm nun doch angebo- ten würde, die Pille gegen das Altern – was würde Pater Anselm Grün mit der Lebenszeit anfangen? Der Benediktiner muss nicht lange überlegen: „Ich würde junge Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten, ihnen Mut machen, ihr eige- nes Leben zu leben.” WER IST EIGENTLICH? ANSELM GRÜN Pater Anselm Grün ist in Mün- chen aufgewachsen und schon als 19-Jähriger, direkt nach dem Abitur, in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würz- burg eingetreten. Der heute 74-Jährige hat Philosophie, Theologie und Betriebswirt- schaft studiert und war von 1977 bis 2013 der wirtschaftliche Lei- ter der Abtei und damit für rund 300 Mitarbeiter und 20 Betriebe verantwortlich. In zahlreichen Kursen und Vorträgen geht er auf die Nöte und Fragen der Men- schen ein. Auch viele Manager schätzen ihn als spirituellen Bera- ter und geistlichen Begleiter. Pater Anselm ist erfolgreicher Autor, hat mehr als 300 Bücher mit einer Gesamtauflage von mehr als 14 Millionen Exemplaren ver- kauft. Sie wurden in 30 Sprachen übersetzt.

EMRAmed als Großhändler für Paranova und MPA Pharma ■ Einfache Bestellung ■ Bewährter Service ■ Bekannte Ansprechpartner/-innen ■ Einheitliche Bedingungen Einfach bestellen – 3-fach proﬁ tieren. Vertrauen Sie bei Arzneimitteln den Experten: Im Verbund bieten wir Ihnen als EMRAmed, Paranova und MPA Pharma unsere optimale Aus- wahl qualitativ hochwertiger, importrelevanter Arzneimittel zu attrakti- ven Preisen. Gemeinsam bedienen wir den deutschsprachigen Raum sowie die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Zusammen verfügen wir über 100 Jahre Marktexpertise und unsere rund 640 Mitarbeiter/-innen entwickeln unser Angebot stetig für Sie weiter. Unser breites Sortiment umfasst circa 2.900 patent- und nicht patent geschützte Produkte, generische Produkte sowie apotheken- pflichtige EU-Arzneimittel (OTC), BTM und Medizinprodukte. Im Einklang mit securPharm kontrollieren wir jede Verpackung doppelt und sichern jedes Arzneimittel zweifach für unsere Kunden: mit einem 2D-Code und Klarschriœ sowie durch Packungsversiegelung. EMRAmed Arzneimittel GmbH, Otto-Hahn-Str. 11, D-22946 Trittau, www.EMRAmed.de

47 EIN MASTERPLAN FÜR DAS E-REZEPT G WIE GEMATIK – SEIT 1. JULI 2019 IST DR. MARKUS LEYCK DIEKEN GESCHÄFTSFÜHRER . Der ehemalige Pharma-Manager GESTALTET DIE DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN. Die gematik solle künftig „Motor und Forum der digitalen Aufholjagd “ sein. Welche Themen ihn außerdem bewegen und was ihn mit Brasilien verbindet, lesen Sie im A bis Z-Interview. D er Zeitplan steht: Bis Juni 2020 sind die technischen Rahmen- bedingungen für das E-Rezept gesetzt – davon ist Dr. Markus Leyck Dieken überzeugt. Der 55-Jährige ist seit Juli 2019 Chef der gematik, die am Masterplan für das E-Rezept arbeitet. Leyck Dieken kommt aus der Praxis. Er arbeitete als Internist und Notfallmedi- ziner. In der Pharmaindustrie war der in Rio de Janeiro geborene und aufge- wachsene Leyck Dieken Topmanager beim japanischen Hersteller Shionogi sowie Chef bei Ratiopharm, Novar- tis und Novo Nordisk. Im Branchen- verband Pro Generika fungierte er als stellvertretender Vorsitzender. zu einem Kompetenzzentrum und Dienstleistungsunternehmen für die Digitalisierung des deutschen Gesund- heitswesens gewandelt. Ziel: die Opti- mierung der Gesundheitsversorgung für 70 Millionen Menschen. Die Gesell- schafter der gematik sind das Bundes- ministerium für Gesundheit (BMG), der Spitzenverband der Gesetzlichen Kran- kenversicherungen (GKV-SV), die Kas- senärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Kassenzahnärztliche Bun- desvereinigung (KZBV), die Bundesärz- tekammer (BÄK) und die Bundeszahn- ärztekammer (BZÄK). SCHLÜSSELPOSITION IN DER GESUNDHEITSBRANCHE Jetzt sitzt Markus Leyck Dieken an einer Schlüsselposition in der Gesund- heitsbranche – denn kaum ein Thema ist dort derzeit so aktuell wie die Ein- führung des E-Rezepts Mitte 2020. Als neuer Chef der gematik betont er, dass das Unternehmen das Fundament für die Telematikinfrastruktur (TI) schafft, die Grundlage für das E-Rezept. Bin- nen kurzer Zeit hat sich die gematik Die technischen Rahmenbedingun- gen für das E-Rezept vorzugeben, ist anspruchsvoll, muss das System anschließend doch nicht nur funktio- nal, sondern auch sicher, interoperabel und kompatibel sein, um reibungslos arbeiten zu können. Die gematik gibt 2020 nicht nur den konzeptionellen Rahmen vor, sondern vergibt auch die Zulassungen an die Industriepartner und Anbieter.

48 A wie Amtsantritt Was hat Sie an Ihrer jetzigen Stelle gereizt? An einem der fundamentalen Game- Changer der Zukunft mitzuarbeiten. B wie Brasilien Sie sind in Brasilien geboren, dort sind Ihre Wurzeln. Was ist heute noch brasilianisch an Ihnen? Mein Temperament, Optimismus und Weltoffenheit. C wie Chancen der Digital- isierung für Apotheken Werden Vor-Ort-Apotheken von der Digitalisierung profitieren? Wer den Wert von Digitalisierung rechtzeitig für sich selbst umsetzt, wird davon eher profitieren. D wie Datenschutz Sollte der Datenschutz über dem Patientenschutz stehen? F wie Freiburg Dort haben Sie studiert… …da habe ich promoviert und musste viel lesen… G wie gematik Die gematik ist weit mehr als die elektronische Gesundheitskarte. Inwiefern? Sie ist das Konzepthaus für Deutsch- lands Digitales Dach der Gesundheit. H wie Heilberufsausweis Warum benötigt der Apotheker/die Apothekerin einen elektronischen HBA? Viele Heilberufler wären froh, wenn sie einen rasch erhielten. I wie Internist Sie sind von Haus aus Internist. Wie nützt Ihnen das medizinische Wis- sen in Ihrer jetzigen Position? K wie Kooperation Wie kooperativ sind die Player im Gesundheitswesen? Der einzelne Mensch ist meist ein Mit- Macher. Die Sektoren sind häufig die Selbst-Macher. L wie Leidenschaft Über welches Thema sprechen/ diskutieren Sie leidenschaftlich gern – beruflich wie privat? Über zukünftige Szenarien und gute gemeinsame Erlebnisse. M wie Motivation Woher nehmen Sie diese? Was moti- viert Sie? Ich lebe erlebnisorientiert und men- schenzugewandt. N wie Notfalldatensatz Was versteht man darunter, wie funktioniert das? Jeder Chirurg wäscht sich die Hände und arbeitet danach keimfrei für den Patientenschutz. Der 1. Schritt ist die Voraussetzung des 2. Schrittes. E wie Estland Vor kurzem war die estnische Staatspräsidentin bei Ihnen zu Besuch. Was könnte Deutschland sich vom digitalen Vorreiterland abgucken? Eine moderne Staatspräsidentin hat wichtige Angelpunkte aufgezeigt, die wir in Deutschland klären müssen, um nati- onalweit deren Flughöhe zu erreichen. Nur wenn Ärzte mitgehen, wird das was! Der Mensch ist erst Patient und danach Versicherter. Noch zu kompliziert und noch nicht mobil genug. Wird aber besser und ist super wertvoll. J wie Jugend Was hat Sie in Ihrer Jugend beson- ders geprägt? Mein Geburtsmonat November ist in Rio Frühling und in Brasilien berühren wir uns als Mitmenschen mehr – auch als Arzt. O wie Optimismus Sind Sie ein Optimist? Ja, bin ein Sonntagskind und: Leader- ship ohne Zuversicht ist kraftlos. P wie Phrasen Welche Phrase können Sie in Ihrem beruflichen Umfeld nicht mehr hören? „Das steht so nicht im Gesetz.”

49 Q V wie Qualitätsmanagement wie Vernetzung Wer hilft Apothekern vor Ort, wenn technische Probleme auftauchen? Warum ist es wichtig, dass sich durch die gematik die Player im Gesundheitswesen vernetzen? Da bin ich selbst gespannt… wie Work-Life-Balance Ich hoffe, ein gut zertifizierter IT- Techniker. R wie Retaxierung Ist mit Ihrer Arbeit die Retaxierung bald Geschichte? S wie Sonntag Wie sieht für Sie der perfekte Sonn- tag aus? Wie der Tag verspricht: voller Sonne – den Rest mach ich mir. T wie Telematik Was kann man sich darunter vor- stellen? Wie würden Sie es vielleicht bildlich beschreiben? Zukünftig gilt: „Telematik as a Ser- vice”. Da geht's dann weniger um die komplexen Signalketten, sondern die Schnittstelle und den Output. U wie Unternehmen vs. Verwaltung Hauptgesellschafter der gema- tik ist das Bundesministerium der Gesundheit. Früher haben Sie für Pharmaunternehmen gearbeitet. Was ist der größte Unterschied in der Arbeitsweise? Das Ministerium hat uns endlich ermöglicht, wie in einem Marktumfeld zu agieren, in dem nur überzeugende Produkte gelten. Nur so wird letztlich jeder Mensch zur Biologie seiner 30 Billionen Zellen die Antwort aus Millionen Daten von ande- ren Menschen erhalten können. Jetzt fangen wir ja gerade erst an. W Wie ist es um Ihre Work-Life- Balance bestellt? Ich bin im Job gerne voll dabei – und Kultur ist die Kraftquelle, denn sie beschenkt zutiefst. X wie Xylophon Xylophon spielen Sie wahrschein- lich nicht, aber vielleicht ein ande- res Instrument? Bin hoffnungslos von Blockflöte, Gitarre zu Klavier gewandert. Y wie Yps-Magazin Das Yps-Magazin ist ein Heft für kleine und große Erfinder. Was hät- ten Sie gerne erfunden oder wür- den Sie gerne erfinden? Oh, die schönen Yps-Hefte mit Detek- tiv-Tools! Kommt noch: Alle Sprachen der Welt sprechen und verstehen. Z wie Zuckerhut Karneval am Zuckerhut. Wie stehen Sie zum Karneval? In Rio geboren, in Köln studiert, 9 Jahre in Mainz – Damit ist klar: Weiberfast- nacht ist immer der beste Tag!

50 „Die stetigen VERÄNDERUNGEN IN UNSEREM GESCHÄFTSUMFELD ERFORDERN VON UNS SMARTE ANSÄTZE UND NEUE WEGE, um Herausforderungen bestmöglich und auf schnellstem Wege zu begeg- nen. Unser TEMPO IST DABEI EINE ENTSCHEIDENDE STÄRKE, die uns vollen Einsatz abverlangt und uns befähigt, zu den Besten auf dem Markt zu gehören. Tempo ist ein Faktor, der Exzellenz in unserer täglichen Arbeit erfordert und Wertschöpfung für unsere Kunden und Patienten ermöglicht.“ DAVOR MARTIN KALIN, GESCHÄFTSFÜHRER TAD PHARMA GMBH „DAS TEMPO IST FÜR MICH EINE FRAGE DER PLANUNG. Wer vorausschauend han- delt und langfristig plant, hat es oft gar nicht erst nötig, es anzuziehen.“ LAURA WEIẞ, PRÄSIDENTIN BUNDESVERBAND DER PHARMAZIESTUDIERENDEN IN DEUTSCHLAND E.V. „WIR LEBEN IN EINER SCHNELLLEBIGEN ZEIT, das bedeutet, dass es heute immer schnell gehen muss, Hektik und Zeitmangel sind an der Tagesordnung. Für die Umsetzung unserer Lösungen für das Apothe- kenmanagementsystem MUSS DEM TEMPO JEDOCH STETS EINE GRÜNDLICHE VORPRÜFUNG VORAUSGEHEN, mit dem Ziel unseren Kunden eine bestmögliche Lösung zur Verfügung stellen zu können.“ DR. D. GRAESSNER, GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER PHARMATECHNIK

Der Champion gegen Halsschmerzen Lindert den Schmerz1 Behandelt die Entzündung1 Bekämpft die Ursache1,2 1 Gebrauchsinformation Septolete®, Stand Mai 2017 2 Wirkt antiseptisch Septolete® 3 mg/1 mg Lutschtabletten. Wirkstoffe: Benzydaminhydrochlorid/Cetylpyridiniumchlorid. Zus.: 1 Lutschtablette enthält: Wirkstoff: 3 mg Benzydaminhydrochlorid und 1 mg Cetylpyridiniumchlorid. Sonstige Bestandteile: Eukalyptusöl, Levomenthol, Citronensäure, Sucralose, Isomalt (Ph. Eur.), Brillantblau FCF (E 133). Anwendungsgebiete: Entzündungshemmende, analgetische und antiseptische Behandlung von Halsschmerzen in Verbindung mit Infektionen der oberen Atemwege, einschließlich Pharyngitis. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Kinder unter 6 Jahren. Anwendungsbeschränkungen: Bronchialasthma, offene Wunden der Schleimhaut oder Ulzerationen im Mund- und Rachenraum, Überempfindlichkeit gegen Salizylate (z. B. Acetylsalicylsäure und Salicylsäure) und andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAID), gleichzeitige Anwendung mit anionischen Verbindungen (z. B. in Zahnpasta) oder Milch, hereditäre Fructose- Intoleranz. Schwangerschaft: Strenge Indikationsstellung. Stillzeit: Strenge Indikationsstellung. Nebenwirkungen: Gelegentlich: Photosensitivität. Selten: Bronchospasmus, Laryngospasmus, Urtikaria. Sehr selten: Irritation der Mucosa im Mund, brennendes Gefühl im Mund. Nicht bekannt: Brennen der Mucosa, Taubheit der Mundschleimhaut, Verfärbung von Zunge und Zähnen, Überempfindlichkeits- reaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Störung der Wundheilung. Weitere Informationen siehe Fach- oder Gebrauchsinformation. Apothekenpflichtig. Stand: Januar 2018 TAD Pharma GmbH, Heinz-Lohmann-Straße 5, 27472 Cuxhaven. www.tad.de

Der Deutsche Bundestag hat jüngst das Digitale- Versorgungs-Gesetz verabschiedet und damit das SMARTPHONE ALS COACH UND FITNESSTRAINER gestärkt. Denn nun sollen gesetzlich Versicherte künftig Ge sund heits-Apps auf Rezept erhalten, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Me- dizinprodukte zuvor auf Funktion, Qualität, und Datensicherheit geprüft hat. Unsere Redaktion hat hier ihre ganz eigenen Tipps für Sie. 53 POPIT: SO KLAPPT ES MIT JEDER PILLE Mit Popit haben Patienten ihre Pillen im Griff. Das Tool wird an der Medikamentenpa- ckung befestigt und misst mit drei Sensoren, ob eine Tablette genommen wurde. Falls nicht, erinnert ein Alarm daran. Hilfreich ist die Funkti- on auch für Angehörige von älteren Menschen. Auch sie können Einblick in die Daten bekom- men. Weiterer Vorteil: Der Akku hält gut zwölf Monate. Der Hersteller gibt an, dass mit Popit 80 Prozent weniger Tabletten vergessen werden. HUMANOO: ARBEITEN OHNE STRESS Stress, Rückenschmerzen, Schlaflo- sigkeit und Erschöpfung – viele Men- schen klagen über eine hohe Arbeitsbelas- tung und deren gesundheitlichen Folgen. Humanoo ist eine digitale Gesundheitsplatt- form, die individuelle Programme aus den Bereichen Physiotherapie, Fitness, Yoga, Ernährung und Mentaltraining anbie- tet – mit Übungen, Videos, Audio und Ernährungstipps. CORA HEALTH: BLUTDRUCK JEDERZEIT IM GRIFF Fast jeder dritte Deutsche hat Bluthoch- druck – und der ist Risikofaktor Nummer 1 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit der App Cora Health werden Patienten daran erinnert, ihren Blutdruck zu messen und ihre Medikamente einzunehmen. Zudem können sie sehen, wie sich ihre Blutdruckwerte entwickeln. Wer mag, erstellt mit digitaler Hilfe Trainingspläne für gesunde Sportarten wie Schwimmen und Yoga, die sich positiv auf den Blutdruck auswirken. SELFAPY SOFORTHILFE FÜR DIE PSYCHE In belastenden Situationen zeitnah einen guten Psychologen zu finden, ist gar nicht so einfach. Selfapy möchte diese Lücke schließen und schnelle Hilfe anbieten. Ein Team von Psychologen unterstützt in Online-Kursen beispielsweise bei leichten und mittelschweren Depressionen, Angst- und Panikstörungen sowie bei Bulimie, Magersucht und Binge Eating. KENKOU: IMMER SCHÖN TIEF ATMEN… Kenkou ist der Stresscoach für die Hosentasche. Mithilfe der Kamera des iPhones oder des Android-Smartphones wird die sogenannte Herzratenvariabilität gemessen. Anhand dieser bestimmt die App das individuelle Stresslevel und gibt anschließend persönliche Tipps für Meditations- oder Atem- übungen. Die Erfinder entwickeln zudem gerade ein EKG-Gerät, das mit der App verknüpft werden kann. Interessant könnte dies für Reha- und Präven- tions-kliniken werden.

54 SCHNURRBÄRTE SETZEN ZEICHEN GEGEN KREBS GROW A MO, SAVE A BRO! HEALTH INNOVATION HUB APOTHEKER RALF KÖNIG BERÄT JENS SPAHN BEI DER DIGITALISIERUNG Einsatz für die Männerge- sundheit: Den November über beteiligte sich GEHE an der Bewegung „Movember”. Ziel der gleichnamigen Stif- tung ist die Hilfe und Auf- klärung bei Prostata- und Hodenkrebs sowie den dar- aus resultierenden psychi- schen Erkrankungen. Der November startete damit, dass sich alle Mitarbeiter, die teilnahmen, glatt rasier- ten und den Schnurrbart anschließend den gesam- ten Monat wachsen ließen. Für jeden Schnurrbart, der nach diesen Regeln ent- stand, zahlte GEHE zehn Euro auf das Spendenkonto der Movember Stiftung ein. Begleitend zahl- reiche Events, sogenannte MO-mente statt, um weiter Spenden zu generieren. Das Geld fließt in Prävention, Erforschung und Therapie. Spenden kann man übrigens nicht nur im November, son- dern das ganze Jahr über. fanden Im April startete der Health Innova- tion Hub, eine Ideenfabrik für digi- tale Gesundheitslösungen. Ziel ist es, die Digitalisierung des Gesundheits- marktes voranzutreiben, um für eine bessere Versorgung für Patientinnen und Patienten zu sorgen. Ein Team aus 13 Experten unterstützt dabei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und steht ihm in Digi- talisierungsfragen beratend zur Seite, entwickelt neue Ideen und Konzepte. Mit dabei ist der Nürnberger Apothe- ker und Gründer der Online-Handels- plattform Curacado, Ralf König. Als Director für den Bereich Pharmacy berät er Spahn zur Einbindung des E-Rezepts sowie zum digitalen Medi- kations-Management bei der ambu- lanten und stationären Versorgung. Ralf König: „DER ‚HEALTH INNOVA- TION HUB‘ HAT DIE AUFGABE, DIE MÖGLICHKEITEN DER DIGITALI- SIERUNG WEITER AUSZULOTEN SOWIE IDEEN UND KONZEPTE ZUR GESTALTUNG DER VERSORGUNG UND FÜR DIE DIGITALE TRANS- FORMATION ZU ENTWICKELN. Als Director für den Bereich Pharmacy erarbeite ich innerhalb des 13-köpﬁ- gen Expertenteams Perspektiven und konkrete Handlungsempfehlungen, unter anderem zum nachhaltigen, ethisch vertretbaren, verlässlichen und patientenzentrierten digitalen Medikations-Management. DIE DIGI- TALISIERUNG IST EINE GROSSE CHANCE, DIE ROLLE DER APO- THEKE WEITER ZU ENTWICKELN. Wir stehen an einem Wegpunkt, entweder zum Sachbearbeiter für Rabattverträge und Logistiker degra- diert zu werden oder uns zu einem Partner, der im Versorgungsprozess aktiv Verantwortung einfordert und übernimmt, zu entwickeln. Der erste Weg ist sicher bequemer. Ich per- sönlich halte jedoch den zweiten für zukunftsorientierter und erfüllender. Die Möglichkeiten von Telemedizin und Telepharmazie können die bishe- rigen sektoralen Grenzen aufweichen und DIE APOTHEKE KANN HIER- BEI EINE STÄRKERE POSITION EINNEHMEN. eMP (elektronischer Medikationsplan), ePA (elektronische Patientenakte) und AMTS benötigen unsere Mitarbeit, um zu einem Erfolg zu werden.“ Mehr unter: hih-2025.de

55 GEHE AKADEMIE GOES DIGITAL NEUES PORTAL FÜR FORTBILDUNG IM APOTHEKENMARKT Die GEHE Akademie bietet ab Februar 2020 eine neue digi- tale Plattform, auf der Apotheker wie Hersteller die Ange- bote & Services rund um die Fortbildung am Apotheken- markt nutzen können. Spezielle Landingpages für Apotheker wie Hersteller ermöglichen es, die Seminarwünsche und -planung online vorzunehmen und alle Angebote & Services digital zu nutzen. Terminbuchungssysteme und persönliche Logins bereiten den Usern mehr Komfort bei der Buchung und Vermarktung von Trainings. Mit der neuen Plattform möchte die GEHE AKADEMIE ihr Dienstleistungsangebot erweitern. Eine breitere Zielgruppe und andere Player am Gesundheitsmarkt werden angesprochen, um Schulungs- und Fortbildungsangebote einzustellen und zu vermark- ten. Kurz gesagt: Die GEHE Akademie ist auf dem Weg zum Partner-Portal der Fortbildung, auf dem sich Anbieter und Nachfrager am Gesundheitsmarkt treffen, austauschen und die Bildung im Fokus steht. KOMMUNIKATION ÜBER DEN HV-TISCH HINAUS KUNDEN FÜR SOCIAL MEDIA SENSIBILISIEREN 38 Millionen Deutsche nutzen Social Media. Das Thema Influencing ist all- gegenwärtig und bietet enorme Chancen – das haben auch Apotheken erkannt. Denn: Digital ist kundennah! Jetzt muss nur noch der Kunde ein Stück weit dafür sensibilisiert werden, dass künftig der Apotheker nicht nur hinter dem Handverkaufstisch steht, sondern auch beispielsweise über Facebook zu erreichen ist. Soziale Medien bieten den direkten Austausch zwischen Kunde und Apotheke und schaffen eine emotionale Bindung. Ob Kundenkarte, Trendthemen wie Kosmetik und Wellness oder besondere Aktionen – sie alle finden online Gehör.

56 FOOD TRENDS 2020 WANDEL DER ESSKULTUR Essen ist weit mehr als nur die reine Nahrungsaufnahme – das wusste auch der Philosoph Ludwig Feuer- bach, der sagte; „Der Mensch ist, was er isst“. Trendforscherin und Ernährungswis- senschaftlerin Hanni Rützler macht in ihrem aktuellen Food Report 2020 deutlich, dass der Mensch inzwischen auch immer mehr das ist, was er aus Überzeugung nicht isst.* Sie greift wichtige Trends, Entwicklungen und Zukunftsthemen im Bereich Ernährung auf. „Gemüse spielt die Hauptrolle auf dem Teller, Gesundheit tritt in den Vor- dergrund, Convenience und Fast-Food müssen gesund sein. Und auch unser mobiles und flexibles Leben zeichnet sich in unseren Essgewohnheiten ab, wie der Trend der Snackification zeigt”, fasst Rützler die aktuellsten Entwick- lungen zusammen.** Neben Urban Food und Eating Art gehören nachfol- gende Begriffe zu den Trends 2020. SNACKIFICATION: DIE NEUE ART DER TRADITIONELLEN MAHLZEIT Mahlzeiten werden immer flexibler. Die neuen Essgewohnheiten passen sich zunehmend an unseren Alltag an. Gesundheit, Genuss, pflanzenbasierte und natürliche Zutaten dürfen dabei nicht fehlen. BEYOND PLASTIC: KUNSTSTOFFFREIE LEBENSMITTEL- VERPACKUNGEN Das globale Plastikproblem lässt sich nicht mehr leugnen und stellt die Food- und Verpackungsbranche vor eine große Herausforderung. Wie wer- den Lebensmittel künftig verpackt? Unverpacktes Einkaufen, plastikfreie Supermärkte werden mehr, dennoch ist noch Luft nach oben. Vor allem dynamische Startups tüfteln an kom- postier- und essbaren Kunststoffver- packungen, Papier aus Zellulose statt Alu-, Frischhaltefolie und Backpapier. *Quelle: dfv.de/media/media/1/Food-Report-2020-Leseprobe-5851.pdf **Quelle: vegconomist.de/markt-und-trends/food-report-2020- snackiﬁcation-und-gemuese-als-zukunftsweisende-trendbewegung/ KOSMETIK AUS DER APOTHEKE POTENZIAL NUTZEN Lifestylethemen wie Beauty, Kosmetik und Wellness sind inzwischen Trendthemen in der Apotheke. Die Nach- frage an Naturkosmetik, medizinischer Hautpflege und naturnaher Kosme- tik hat zugenommen. Hier bietet sich für Apotheken ein interessanter Markt, um für Kunden die Anlaufstelle für Hautpflege zu sein. Der Grund liegt auf der Hand: Der Kunde hat Vertrauen in die Apotheke, assoziiert sie mit Gesundheit. Auch eine hohe Beratungskompetenz und Produktqualität spielen eine wichtige Rolle. Viele Apotheker bilden sich auf dem Gebiet fort und können mit geschultem Auge den Zustand der Haut analysie- ren – dies gibt es in keinem Drogeriemarkt. Darüber hin- aus sind Apothekenexklusive Pflegeprodukte gut verträg- lich, da sie frei von Duft, Konservierungs- und Farb- stoffen sind. Viele Hersteller testen zudem ihre Wirksam- keit mittels Studien. Für Al- lergiker oder Menschen mit sensibler, kranker Haut bie- ten von der Apotheke eigens angemischte Cremes und Salben Linderung. Die Stu- die der IFH Köln und KPMG mit Unterstützung des VKE- Kosmetikverbands rät Apo- thekern, zukünftig stärker auf ihre Kunden zuzugehen und Kosmetik bewusst zu verkaufen. Großes Potenzial bieten ländlich gelegene Apotheken, da der nächste Drogeriemarkt oder die Par- fümerie oftmals schwerer zu erreichen sind – die Apo- theke ist jedoch vor Ort.

57 gesund leben DIGITALE INSTORE MEDIEN Digitale Instore Medien sind ein bewährter Baustein in der Kundenkommuni- kation. Denn bis zu 70 Prozent aller Kaufentscheidungen werden erfahrungs- gemäß am Point of Sale getroffen. Egal ob per App, auf dem Smartphone des Kunden, auf einem großen Flachbildschirm, auf einem kleinen Display an der Kasse oder an einem interaktiven Kioskterminal – digitale Instore-Medien bieten Apothekern die Möglichkeit, mit ihren Kunden in Austausch zu treten, auf besondere Produkte und Serviceleistungen aufmerksam zu machen. Den Inhalt für digitale Displays liefert ab Anfang 2020 der neue digitale Content- Service von gesund leben. Angeboten werden beispielsweise interessante Gesundheitsdaten, das aktuelle Wetter sowie die individuellen Notdienst- und Öffnungszeiten. Zudem ist es eine geeignete Plattform, um Produkte zu bewerben. Das Ziel ist es, das Apotheken-Schaufenster zum Service-Point zu machen und das Interesse der Kunden zu wecken. Erfahrungsgemäß führen Digitale Instore Medien zu mehr Kunden-Frequenz und Umsatzsteigerungen. Der Service ist für alle gesund leben Kooperationspartner kostenlos. Bei der Wahl der optimalen Display-Ausstattung unterstützt das gesund leben Team individuell und empfiehlt zertifizierte externe Dienstleister. Ein echter Hingucker: Mit den Digitalen Instore Medien können Apotheker ihre Kunden zeitgemäß ansprechen und informieren. GRUNDLAGE FÜR SUSPENSIONEN ZUM EINNEHMEN DAC (NRF S.52.) Wie immer eine gute Basis - Wie immer von Caelo Erste chemische und physikalische Stabilitätsdaten liegen vor: Propranololhydrochlorid 1 mg/ml (NRF 10.6.) Sildenaﬁ l Suspension 10 mg/ml (NRF 10.7.) Spironolacton Suspension 5 mg/ml (NRF 26.5.) Sichere DAC-Qualität! Hergestellt und analysiert durch Caelo Geprüfte Viskosität! Geprüfte Mikrobiologie! Auf Basis der Grenzwerte des Arznei- buches zur Darreichungsform „Lösungen zum Einnehmen“ l E r s t e i t ä t s - S t a b i d a t e n i e g e n v o r ! l Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC (NRF S.52.) Menge: 500 ml PZN: 15301813 Auch für Kinder unter 2 Jahren geeignet!* *Die Qualität unserer Grundlage orientiert sich an den Erfordernissen pädiatrischer Patienten und wird den hohen Anforderungen zum Einsatz in der Kinderheilkunde auch bei Patienten unter 2 Jahren gerecht.

59 L ange Zeit galt die FDP als beson- ders apothekerfreundliche Par- tei. Viele Pharmazeuten dank- ten es den Liberalen an der Wahlurne mit dem Kreuz an der richtigen Stelle. Doch diese Zeiten sind vorbei. Frie- demann Schmidt, Präsident der Bun- desvereinigung Deutscher Apothe- kerverbände (ABDA), sprach in einem Interview sogar davon, dass das Ver- hältnis zur FDP weitgehend zerstört sei. Das ist keine kleine Krise mehr, sondern ein handfestes Zerwürfnis. Doch was ist passiert? SO WÜRDEN APOTHEKER WÄHLEN Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie Ihre Stimme geben? 2016 Grüne 11 % Linke 7 % Union 39 % FDP 11 % AFD 5 % SPD 10 % „APOTHEKEN NICHT UNTER NATURSCHUTZ STELLEN” Anlass für diese deutlichen Worte des ABDA-Präsidenten ist unter anderem 2017* SPD 9,3 % Union 48,2 % Linke 8,5 % Grüne 4,6 % FDP 3,2 % AFD 4 % „WIR HABEN DEN SHITSTORM DER APOTHEKER IN KAUF GENOMMEN, WEIL WIR UNS DER WAHLFREIHEIT DER WÄHLER VERPFLICHTET FÜHLEN” Christian Lindner, FDP-Chef die ablehnende Haltung der FDP, ein Versandhandelsverbot verschreibungs- pflichtiger Medikamente für ausländi- sche Apotheken wie Doc Morris aus den Niederlanden auszusprechen. Man wolle die Apotheken nicht unter Naturschutz stellen, hatte FDP-Chef Christian Lindner es provokativ formu- liert und ist in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT noch deutlicher geworden: Man habe den Shitstorm der stationären Apothe- 2019* Union 22,7 % Unentschlossen 14,7 % Grüne 27,5 % Linke 8 % FDP 1,9 % SPD 4,5 % AFD 3,5 % Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre: Welche Koalition würden Sie sich wünschen? Umfrage von Juni 2019 via Aposcope, Quelle: aus apotheke-adhoc Schwarz Grün 37,1 % Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten 17,1 % Rot Rot Grün 8,6 % Große Koalition 5,7 % Jamaika 14,3 % Legende Inhaber/Apothekenleiter Angestellter * Umfrage unter 298 Apothekern und 229 PTA ** Umfrage unter 313 Apothekern und PTA Quellen: alle Umfragen durchgeführt von Aposcope, Quelle: apotheke-adhoc.de 30,9 %9,6 %7,8 %10,7 %13,6 %

60 „EINE PARTEI, DIE SICH HEUTE NOCH ALS VERTRETERIN EINER INTERESSENGRUPPE PRÄSENTIERT, IST ERLEDIGT” Professor Dr. Roland Czada, Politikwissenschaftler Universität Osnabrück ker hingenommen, weil man sich der Wahlfreiheit der Kunden verpflichtet fühle, sagte er. Anfang 2017 gaben die Liberalen sogar bekannt, in den Wahl- kampf zur Bundestagswahl mit der Forderung nach mehr Wettbewerb im Apothekenmarkt einzuziehen. Kon- kret bedeutete dies: die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes. Auch wenn der Bundestagsabgeordnete Professor Dr. Andrew Ullmann im Gespräch mit DAZ- online-Chefredakteur Benjamin Rohrer im August bestätigte, dass dies seit der Wahl kein Thema mehr sei – den treuen Wählern hatte Lindner damit damals massiv vor den Kopf gestoßen. DAS ZERWÜRFNIS HAT EINE LÄNGERE VORGESCHICHTE Doch das Zerwürfnis hat eine längere Vorgeschichte: Schon dem damaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatten die Apotheker 2013 mehr oder weniger die Freundschaft gekündigt, als Interessensvertreter demonstrativ nicht beim Wahlparteitag erschienen waren. Eine Veranstaltung, die sie bis dato immer dafür genutzt hatten, um sich bei der Politik Gehör zu verschaffen. Doch die begann schon vor Jahren an angestammten Privile- gien zu rütteln und zog sich damit die massive Verärgerung der Apotheker zu. Sehr oft zeigten sich die Pharmazeuten zu dieser Zeit in Stellungnahmen zu politischen Aktivitäten „alarmiert durch die Pläne der Bundesregierung”. Die Spaltung von Apothekerschaft und FDP habe jedoch schon viel früher begonnen, sagt Professor Dr. Ronald Czada, Politikwissenschaftler am Ins- titut für Sozialwissenschaften der Uni- versität Osnabrück. Der 67-Jährige beobachtet seit Jahrzehnten die Par- teienlandschaft und das Wählerverhal- ten und erkennt eine Entwicklung, die bis in die 1980er-Jahre zurückreicht. Arbeitnehmer wählen die SPD, die Katholiken und Konservativen die CDU und die freien Berufe voran Ärzte und Apotheker die FDP – diese klare, klassi- sche Zuordnung von sozialstruktureller Lage und Wahlverhalten bröckelt schon seit drei Jahrzehnten mehr und mehr, sagt Professor Czada. Der klassische Stammwähler mit einer starken Partei- enidentifikation sterbe aus. Grund sei der postmaterialistische Wertewandel. Orientierten sich die Wähler in den ers- ten Nachkriegsjahrzehnten eher daran, wie Einkommen und Vermögen in der Gesellschaft verteilt wird, stünde nun die Frage im Vordergrund: Wie will ich leben? „Das lange Jahre geltende berufsgruppenspezifische Wahlverhal- ten gibt es schlicht nicht mehr“, sagt Professor Czada und fügt hinzu: „Eine Partei, die heutzutage noch darauf setzt und sich als Vertreterin einer Inte- ressengruppe präsentiert, ist erledigt.“ Für alle wählbar – das sei das Maß aller Dinge. „Im Grunde war es das Problem der FDP, dass sie immer als die Partei der Reichen, der Ärzte und Apotheker galt. Doch mit einem solchen Image gewinnt man heutzutage keine Wahl mehr“, so der Politikwissenschaftler. Beim Blick auf die jüngsten Wähler- umfragen zeige sich, dass die Apo- theker und ihre Mitarbeiter ebenso wie andere politisch Interessierte von gesamtgesellschaftlichen Strö- mungen ergriffen werden. Seien sie zunächst mit ihren Stimmen von der FDP zur CDU gewandert, stünden nun die Grünen hoch im Kurs – wie in der gesamten Republik. Als wich- tige, entscheidende Themen würden in pharmazeutischen Berufsgruppen nicht etwa der Arbeitsmarkt, die Mig- ration oder die Renten genannt, son- dern die Klimapolitik. Ein Thema, das momentan in aller Munde ist. An der Wahlurne mit dem Thema Gesundheit punkten könnte eine Par- tei nur dann, wenn im Gesundheits- wesen gravierend etwas in Schieflage geriete. „Würden beispielsweise auf- grund einer Rezession starke Kürzun- gen im Gesundheitsangebot und im Leistungskatalog drohen, dann wäre Gesundheit wieder das bestimmende Thema. Aber ein solcher Einbruch ist gegenwärtig nicht in Sicht“, so Profes- sor Roland Czada. DIE FDP KANN AKTUELL FÜR APOTHEKER NICHTS TUN Ein Punkt, der für ihn darüber hinaus wesentlich ist: „Die FDP kann für Apo- theker aktuell nicht viel tun, selbst wenn sie es wollte. Sie ist nicht in der Bundesregierung und nur in drei Lan- desregierungen vertreten. In der „alten Bonner Republik” galt sie bei der Regie- rungsbildung immer als das Zünglein an der Waage, war quasi gesetzt. Das ist jetzt bei fünf Fraktionen im Bun- destag nicht mehr so. Die Verhältnisse haben sich komplett geändert.“ Mit Blick auf die weitere Entwicklung der FDP zeichnet Professor Czada, ein eher düsteres Bild. Sei eine Partei erstmal so am Boden wie die FDP und aktuell auch die SPD, werde es schwer, wieder Fuß zu fassen. Allerdings: „In Thüringen ist gerade die Linke wieder auferstanden – wie Phönix aus der Asche.” Und die FPD zieht dort mit 5,0 Prozent der Stimmen ins Parlament ein – 73 Stimmen über der Sperrklausel. Klima und Umwelt – das sind die Themen, die Apothekern aktuell wichtig sind. Umfrage durch- geführt unter 313 Apothekerinnen und Apothekern im Juni 2019 Quelle: apotheke-adhoc.de

62 „eRezept, eMedikation, Telemedizin verändern den Gesund- heitsmarkt. DIE ZEIT LÄUFT! Wir müssen Apotheke neu den- ken, Verantwortung übernehmen, mitgestalten und die riesigen Chancen der Digitalisierung für uns nutzen. Jetzt!“ RALF KÖNIG, DIREKTOR PHARMACY, HIH – HEALTH INNOVATION HUB DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR GESUNDHEIT, GRÜNDER VON CURACADO „TEMPO! TEMPO???? ICH LASSE MICH NICHT TREIBEN! Bewusstes Anhalten… Reflektieren…zu mir selbst finden…loslassen….einfach loslassen.“ JULIA SCHILDGEN, INHABERIN LINDEN APOTHEKE GEROLSTEIN „Tempo! Tempo? Bezogen auf die Entwicklungsgeschwindig- keit des Apothekenwesens in Deutschland muß das seit Jahren bestehende Schneckentempo massiv in Frage gestellt werden. Wir haben gerade auch dafür „VIA – Verband der innovativen Apotheken“ gegründet, um mit mehr Tempo dazu beitragen zu können, die Vor-Ort-Apotheke zukunftstauglich zu machen.“ ARNDT LAUTERBACH, SANIPLUS APOTHEKEN LAUTERBACH

„Ich sehe was, das Energie gibt.“ Und das ist Resource® Junior! Bei erhöhtem Energiebedarf ab 1 Jahr • Als Pulver für Trink- oder Sondennahrung • Trinkfertig in der Flasche mit leckerem Erdbeer-, Schoko- oder Vanillegeschmack Vertrauen Sie den Ernährungstherapien der Experten von Nestlé Health Science! Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät), zum Diätmanagement bei bestehender Mangelernährung oder bei Risiko für eine Mangelernährung. Wichtige Hinweise: Unter ärztlicher Aufsicht verwenden. Zur ausschließlichen oder ergänzenden Ernährung geeignet, für Kinder ab 1 Jahr. Das Pulver ist eine Trink- und Sondennahrung, nicht zur parenteralen Verwendung. Erstattungsfähig gemäß Arzneimittelrichtlinie (18.12.2008/22.10.2009)

S ie bekommen Herzklopfen und Schweißausbrüche, wenn Sie Ihr Smartphone zu Hause vergessen haben? Der Gedanke, dass Sie es komplett verlieren könnten, versetzt Sie regelrecht in Panik? Dann könnte es sein, dass Sie an Nomophobie leiden. Das ist ein Kunstwort und steht für „No-Mobile-Phone-Phobia“ – also kein-Mobiltelefon- Angst. Das, was im ersten Moment fast lustig klingt, hat ei- nen sehr ernsten Hintergrund, handelt es sich doch um eine fortgeschrittene Form der Handyabhängigkeit. Betroffene tendieren dazu, ihr Handy nicht auszuschalten, es nah bei sich zu tragen oder gar ein zweites Telefon anzuschaffen. Wer an Nomophobie leidet, sollte sich professionelle Hilfe holen. Denn aus dem Teufelskreis der ständigen Erreichbar- keit findet man allein nur schwer wieder heraus. Neben der Nomophobie haben Fachleute noch zwei wei- tere Krankheiten ausgemacht: Fomo und Fobo. Fomo steht für „Fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein. Fobo ist die Kurz- form von „Fear of Better Options“. Wer daran leidet, kann sich schwer entscheiden, bangt täglich, ob er für sich tat- sächlich das Beste gefunden hat. Von der neuen Couch bis zur Partnerwahl – diese Menschen sind selten zufrieden mit dem, was sie haben. Auch diesem Krankheitsbild liegt ein übermäßiger Konsum von Internet, Social Media und Smart- phone zugrunde. Denn das World Wide Web suggeriert, dass „da draußen“ immer noch eine sehr viel bessere Option auf einen wartet. Für die Krankheitsbilder gibt es Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten. Ein Anzeichen für Fomo ist es beispielsweise, wenn man traurig wird, wenn Freunde sich treffen, Spaß haben und man selber nicht dabei ist. Über allem schwebt die Angst, dass die anderen bessere Erfahrun- gen machen könnten als man selbst. Regelrecht nervös wer- den Menschen, die an Fomo leiden, wenn sie nicht genau wissen, was ihre Freunde gerade machen. Sind sie selbst unterwegs, möchten sie darüber unmittelbar in den sozia- len Netzwerken berichten. Selbst beim Essen in Gesellschaft genießen sie nicht den Augenblick, sondern sind mehr daran interessiert, darüber sofort online Mitteilung zu machen. Arbeiten oder für eine Prüfung lernen, ist schwierig – immer wieder geht der Griff zum Handy. Selbst beim Autofahren tippen sie Nachrichten, allen Gefahren zum Trotz. Das einzige, was hilft: Realisieren, dass man möglicher- weise ein Problem hat. Eine Frage, die helfen kann: Waren die Nachrichten, die ich heute gelesen oder selbst verfasst habe, tatsächlich so wichtig, dass sie meinen ganzen Tag bestimmt haben? Und ist mein reales Leben möglicherweise nicht interessant genug, sodass ich pausenlos Abwechslung im Netz suche? Hilfreich ist es auch, die vermeintlich tollen, bunten Bilder und Supernews, die man gesehen und gele- sen hat, auf Echtheit zu überprüfen. Kann es denn tatsäch- lich sein, dass das Leben von anderen so viel toller ist als das eigene? Oder ist nicht vielmehr vieles einfach eine gut gemachte und arrangierte Instragram-Show? 67 1 Konzentrieren Sie sich auf Dinge, die Ihnen wichtig sind. Die anderen mögen etwas Teures besitzen oder unternehmen – doch ist das auch wirklich Ihr Traum? Ist Ihr Leben nicht eigentlich ganz prima wie es ist? 2 Es hilft, schwarz auf weiß zu sehen, wie viel Zeit man im Internet verbringt. Mittlerweile gibt es viele Apps, die das Social-Media- Verhalten protokollieren. 3 Schalten Sie Signaltöne für ein- gehende Nachrichten aus. Wer nicht weiß, dass eine Whatsapp eingegangen ist, greift auch nicht automatisch zum Smartphone. 4 Reduzieren Sie Apps: Behalten Sie nützliche kleine Helfer und löschen Sie alles, was nur ablenkt und Zeit frisst. 5 Schaffen Sie Zonen, in denen das Handy tabu ist. Bad, Schlaf – und Kinderzimmer könnten han- dyfreie Zonen werden. 6 Aktivieren Sie den Grau-Modus Ihres Smartphones. Denn schwarz-weiß-Bilder führen viel weniger in Versuchung als ein fröh- liches, buntes Display. 7 Kaufen Sie sich eine Uhr. Denn viele Menschen greifen pau- senlos zum Handy, um zu sehen, wie spät es ist – und bleiben dann nochmal kurz bei Facebook, Insta- gram oder Amazon hängen. 8 All das reicht noch nicht? Dann machen Sie eine digi- tale Entgiftungskur. In Seminaren und Workshops lernen sie, wie man auch ohne pausenlose Erreichbar- keit wunderbar lebt.

68 KULTUR REISE AN DIESEN STÄDTEN FÜHRT 2020 KEIN WEG VORBEI Wer in Irland ist, sollte dem altehrwürdigen Dunguaire Castle (links) einen Besuch abstatten. Galway selbst präsentiert sich im Stadtleben bunt und am River Corrib be- schaulich. GALWAY Die gediegene Universitätsstadt am Meer gehört wohl zu den reizvollsten Reisezielen, die Irland zu bieten hat. Es wundert nicht, dass sie stolz den Titel als Kulturhaupt- stadt Europas 2020 tragen darf, trifft hier doch jede Menge authentische Geschichte, traditioneller Künst- lercharme und eine reiche Musikszene auf einen ganz besonderen Lebensstil. Ein in Gänze berauschender Mix aus lebhafter Pub-Kultur, mittelalterlichem Altstadtflair und der alles bestimmenden Beziehung zum Wasser zieht seit jeher viele Touristen in das kleine Städtchen am Atlantik. Ihr Besuch wird nun noch um ein breites Event-Programm reicher, das der Aus- zeichnung alle Ehre erweist. Die Feierlichkeiten starten mit dem Opening Event vom 1. bis 8. Februar 2020 und ziehen sich durch das ganze Jahr. Anreise: Viele Airlines bieten preisgünstige Flüge ab Deutschland bis Dublin an. Von hier aus ist Galway zwei Stunden mit dem Zug entfernt. Dieser, sowie auch ein Bus, verkehren regelmäßig über das ganze Jahr und mehrmals am Tag. Weitere Infos zum Kulturprogramm unter: galway2020.ie PROGRAMM-HIGHLIGHTS * Eröffnungsevent/ Februar Vom 1. bis 8. Februar feiern vie- le Gemeinden die irische Kultur * Galway-Theater-Festival/Mai Kreatives Festival mit Theater- stücken, Zirkus, Storytellings und Performances * Abschiedsfeier Januar 2021 Lumier Galway präsentiert die Sehenswürdigkeiten der Stadt mit Lichtinstallationen

Rijeka liegt malerisch direkt am Meer. Morgens in der Altstadt bummeln, abends baden gehen und dann am Hafen einen Drink nehmen – so macht Stadtleben Spaß. Die große Uhr auf dem gelben Turm in der Innenstadt ist weithin sichtbar. Nahe der Kulturhaupt- stadt locken Strände und glasklares Wasser. 69 RIJEKA Erwartet werden mehr als vier Millionen Menschen aus aller Welt – und denen wird in der Kulturhauptstadt Rijeka 2020 einiges geboten. Die kulturellen Programmpunkte starten in Kroatiens drittgrößter Stadt am 23. Februar, verbunden mit den Karneval-Eröffnungsfeierlichkeiten. Ein Jahr lang prä- sentiert sich Rijeka mit insgesamt mehr als 1000 fantasti- schen Events, Ausstellungen und Aktionen – eine Melange aus traditioneller Kultur und Innovation. Ein Höhepunkt: „27 Neighbourhoods.” 27 Gemeinden der umliegenden Region feiern mit und starten ihre eigenen Kultur-Reihen mit Festivalcharakter. Abseits des Kulturtrubels erlebt man Rijeka als traditionsrei- che Stadt, deren lebendige Geschichte sich in den Straßen am Hafen, in dem historischen Zentrum und den majestäti- schen Bauten aus der k u k-Epoche ablesen lässt. Anreise: Eurowings bietet zahlreiche Flüge an, teils Direkt- flüge zum Beispiel ab Köln-Bonn und Düsseldorf. Der Flug- hafen Rijeka ist 30 Kilometer von der Stadt entfernt, befindet sich auf der Insel Krk und ist mit Bus und Taxi gut erreichbar. Weitere Infos zum Kulturprogramm unter: rijeka2020.eu/en/ HIGHLIGHTS DER KULTURHAUPTSTADT * Fußgängerzone an der Bucht Flanieren Sie durch die wunder- schöne, altertümliche Fußgänger- zone Korzo unweit des Hafens * Kastell von Trsat Von der Burg aus haben Sie einen grandiosen Blick über die Stadt, zudem gibt es Einblicke in die Geschichte * Astronomisches Zentrum Einzigartiges Bauwerk in der ehe- maligen Festung aus dem Zweiten Weltkrieg, das eine Sternwarte und ein Planetarium vereint

NEIL YOUNG EIN WAHRER ROCKSTAR Mit seinen 73 Jahren ist Neil Young noch kritischer und fordernder geworden, er hat eine Meinung, das war schon immer so. Seine Songs auf dem neuen Album „Colorado“ sind politischer und immenser – dabei aber von beruhi- gender Sanftheit. Die Platte ist nach sieben Jahren die erste Produktion, die er erneut zusammen mit Crazy Horse rea- lisiert. Bester Song mit Potenzial ist „I do“ – finden wir. 70 NEUES ALBUM & TOUR THE WHO IS BACK! Nach 13 Jahren belebt sich eine Legende neu. Mit „The Who“ legen die Wilden von damals erstmals wieder ein Album auf. In den 60er-Jahren galt die Band um Gründer Roger Daltrey als lautes Pendant zu den Beatles, als die aggressivere Alternative zu den Rolling Stones. Zu dem im November erschienenen Werk sagt Daltrey, es sei die beste Platte seit „Quadrophenia“ aus dem Jahr 1973. BÜCHER SEITENWEISE KLEINE AUSZEITEN Zeit – was ist das eigentlich? Warum vergeht sie manchmal ganz langsam und manch- mal blitzschnell? Warum ist Zeit für Einstein relativ? Fest steht: Ohne Zeit geht nichts! Denn durch sie bekommt alles einen Anfang und ein Ende. Das Buch von Kathrin Köhler erzählt über die Zeit und ihre Rolle in der Geschichte, Philo- sophie, Natur und im alltägli- chen Leben. 112 Seiten, 112 Farbabbildungen, Random House, 25 Euro Kathrin Köhler: Das Buch der Zeit. Ein großes Buch über ein noch größeres Thema für kleine und große Philosophen und Neugierige. Mit „Blackbird” überzeugt Schau- spieler Matthias Brand auch als Autor. Gelungen! Wenn Schauspieler zu Literaten werden, dann geht das nicht immer gut. Anders bei Matthias Brandt. Vor einigen Jahren hatte er mit Kurzgeschichten begon- nen und jetzt auch mit seinem Romandebüt überzeugt. In die- sem nimmt uns der Ich-Erzäh- ler Morten Schumacher mit durch sein jugendliches Leben in den 70er Jahren. Nicht nur ihn, sondern alle liebenswert gezeichneten Figuren wird man so schnell nicht vergessen. 288 Seiten, Kiwi, 22 Euro

250 JAHRE LUDWIG VAN BEETHOVEN JUBILÄUM 71 durchfährt ganz Happy Birthday! Ludwig van Beet- hovens 250. Geburtstag (1770- 1827) Deutschland. Nicht nur, weil er noch bis heute Einflüsse auf Werke anderer Künstler und die Gesellschaft hat, sondern, weil ihm zu Ehren das ganze Land mitfei- ert. In zahlreichen Städten rühmen sich Konzerthäuser mit Inszenierun- gen im großen Stil, finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Er hat es verdient, gilt Beethoven doch als meistgespielter der als Künstler und Mensch nie aufgehört hat, wichtige Fragen des Komponist, Lebens zu stellen und Inspiration zu schaffen. Bis heute gilt er als Beispiel dafür, dass die menschliche Kreativität keine Grenzen kennt. Er verwahrte sich gegen jede Konvention und Routine. Seine Musik war und ist bis heute mehr als „nur” Unterhal- tung. Aus seinen Werken sprechen ein unbändiger Wille zur gesell- Ver- schaftlichen höchste Humanität, die Freiheit der Künste und soziale Utopie, sagen Musikwis- senschaftler. Das offizielle Jubiläumsjahr beginnt übrigens änderung, schon am 16. Dezember 2019. BEETHOVEN IN BERLIN Die Staatsoper unter den Linden wid- met Beethoven eine ganze Konzert- reihe am 4./7./9. und 12. April. Die FESTTAGE-Konzerte des Beethoven- Jahrs 2020 stehen ganz im Zeichen seiner Sinfonien. Es sind neun große Instrumentalwerke, geschrieben über einen Zeitraum von knapp drei Jahr- zehnten. Dabei ging der heute weltbe- rühmte Komponist auch ungewöhnli- che Wege. So setzte er beispielsweise in seiner 9. Sinfonie einen Chor ein. Das hatte es in einer klassischen Sin- fonie bis dato nicht gegeben. Die Rolle übernimmt 2020 in Berlin der Staats- opernchor. Karten: staatsoper-berlin.de PROGRAMM-HIGHLIGHTS * Hamburg Schwerpunktreihe mit unter- schiedlichen Konzerten von De- zember 2019 bis Juni 2020 in der Elbphilharmonie/Leiszhalle * Bonn In Beethovens Geburtsstadt Bonn dreht sich 2020 alles um den Komponisten: Konzerte, Ausstel- lungen, Lesungen, Führungen, Workshops – die Stadt hat ein beachtliches Programm auf die Beine gestellt: Eine Gesamtüber- sicht über alle Angebote unter BTHVN2020.de Abschrift einer Partitur Beethovens

72 CANNABIS WIRD IN APOTHEKEN SALONFÄHIG DROGE ODER ALTERNATIVE MEDIZIN? An dieser Frage scheiden sich noch die Geister. Doch immer mehr Apotheker in Deutschland UNTERSTÜTZEN PATIENTEN, denen Cannabis bei schweren Krankheiten Linderung verspricht. D er 10. März 2017 markiert für viele chronisch oder unheilbar kranke Menschen in Deutsch- land den Wendepunkt. Seit diesem Tag dürfen Cannabis-Blüten vom Arzt ver- schrieben und von Apothekern aufbe- reitet und verkauft werden. Vorher war dafür eine Ausnahmeregelung nötig. Die Gesetzesänderung ermöglicht es vielen Kranken nun, mit weniger oder ohne Schmerzen zu leben und bei- spielsweise einem Beruf nachzugehen. Denn Cannabis ist für sie keine Dro- ge, sondern Medizin. Aktuelle Zahlen der Krankenkassen sprechen von bis zu 20.000 betroffenen Patienten. Seit 2017 ist die Zahl der Cannabis-Verord- nungen stetig gestiegen. 2017 waren es 3600, Ende 2018 waren es laut ABDA schon 61.701. HILFE BEI MULTIPLER SKLEROSE UND ADHS „Eine Kundin hat Multiple Sklerose. Herkömmliche Medikamente kann sie aufgrund einer Leberschädigung nicht mehr nehmen. Medizinisches Cannabis hilft ihr, mit ihrer Krankheit zu leben”, erklärt Melanie Dolfen, Apothekerin aus Berlin. Ein anderer Kunde ist Familienva- ter und leidet an ADHS. Dank Cannabis kann er wieder als Altenpfleger arbei- ten und seine Familie versorgen. „Das war mit herkömmlichen Medikamenten so nicht möglich”, erklärt die Berliner Pharmazeutin. Schon vier Jahre bevor die Politik den Weg für den Cannabis- verkauf in Apotheken frei gemacht hat, erkannte sie den medizinischen Wert der Pflanze, die viele nur als verbotene Droge kennen. Das Thema liegt ihr so am Herzen, dass sie mit anderen Apo- thekern den Verband der Cannabis versorgenden Apotheken e.V. (VCA) gegründet hat. Das Ziel: Die Heilpflanze aus der Schmuddelecke holen und als ernstzunehmende medizinische Alter- native etablieren. In die Apotheke der Berlinerin kom- men Menschen aus ganz Deutsch- land. Denn: „Viele Apotheker trauen sich an das Thema medizinisches Cannabis nicht richtig ran. Die Zahl der Apotheken, die es anbieten, steigt erst nach und nach”, weiß Melanie Dolfen. Ihrer Erfahrung nach sind die Befürchtungen groß, mit dem Ange- bot von Cannabis nicht Patienten mit einer langen Leidensgeschichte, son- dern Drogenabhängige anzuziehen. „Das eine hat aber mit dem ande- ren rein gar nichts zu tun”, sagt sie. Sie und ihre mehr als 20 Mitarbeiter haben sich ebenso wie die anderen VCA-Verbandsmitglieder nach und nach in das Fachgebiet eingearbei- tet und bei der Heilwirkung auch viel von den Patienten gelernt. Denn die entsprechende Fachliteratur ist noch sehr überschaubar. Auch bei Einkauf, Prüfung, Lagerung und Verarbeitung gibt es einiges zu beachten. Eine Her- ausforderung besteht darin, für die Nachfrage gewappnet zu sein. Oft- mals müssen Apotheker lange telefo- nieren, um überhaupt medizinisches Cannabis zu bekommen, der Markt ist zum Teil wie leer gefegt. Zugleich müssen sie die Lagerzeit der sensiblen Cannabispflanze im Blick haben, sie beträgt nur rund vier Wochen. Melanie Dolfen hofft, dass Cannabis bald ein akzeptiertes Medikament ist, das seinen Platz im Sortiment gefun- den hat. „Weil ich jeden Tag sehe, wie es Menschen hilft. Und genau deshalb bin ich Apothekerin geworden. Um Menschen zu helfen.” CANNABIS Die Cannabis- Pflanze gehört zur Gattung der Hanfgewächse und ist eine der ältesten Nutz-und Heilpflanzen. Sie hilft bei- spielsweise bei chroni- schen Schmerzen, Multiple Sklerose, dem Tourette- Syndrom, depressiven Störungen oder ADHS. Seit etwa 2000 v. C. wird sie als Heil- mittel eingesetzt. Die Hanfpflanze hat sich von Indien aus ausgebrei- tet, wurde in Europa erst im 19. Jahrhundert als Rausch-mittel entdeckt. Es gibt eine weibliche und eine männliche Form der Pflanze, selten zwittrige Varianten. Nur die weibli- che Form enthält genügend Tetrahydracannabiol, um einen Rausch zu erzeugen. Die Qualität wird staatlich strengstens überwacht.

73 Melanie Dolfen BEZIRKSapotheke Berlin sehr gute Ich habe mit medizinischem Can- nabis Erfahrungen gemacht, weil ich täglich sehe, wie es Patienten hilft. Aus meiner Sicht würde mehr Information und Auf- klärung helfen, die Hemmschwelle bei anderen Apothekern und auch Ärzten abzubauen. Zudem ist der Gesetzgeber gefragt. Er müsste im Bereich „Prüfung des Cannabis” ein- heitliche Bedingungen schaffen, die für alle gelten. Das würde uns das Leben leichter machen. Die Indust- rie könnte uns mit einem Schnelltest helfen. Markus Fischer Apotheken in Oberhausen & Bochum Mit medizinischem Cannabis bin ich das erste Mal 2004 über einen Onkologen in Berührung gekom- men. Auch ich stand dem Thema zunächst kritisch gegenüber, habe aber schnell gesehen, wie viel Erfolg man damit haben kann. Wenn man die Pflanze richtig versteht, kann sie in Einzelfällen sogar Morphium ersetzen. Nicht jeder Apotheker wird sich aufgrund des Aufwands des Themas annehmen können, deshalb sollte es Expertenapotheken geben. In zehn Jahren wird Cannabis dort etabliert sein.

74 TEMPO QUIZ Haben Sie ein GESPÜR FÜR IHR OPTIMALES LEBENSTEMPO? Oder werden Sie oft VOM EIGENEN RHYTHMUS ÜBERHOLT? TESTEN SIE IHR WISSEN rund um das Thema „Zeitmanagement“ – und sie lernen automatisch dazu I mmer häufiger klagen Menschen darüber, dass sie mit der Gestal- tung ihres Alltags nicht mehr zu- rechtkommen, sie fühlen sich unter Druck gesetzt und gehetzt – dann wie- der sind sie nicht in der Lage, tote Zeit für sich zu nutzen. Effizienz unter Zeitdruck erzeugen, Ruhepausen nutzen, Trends ignorieren oder sofort mitgehen: Das „richtige“ ist Lebenstempo individuell unter- schiedlich. Für alle aber gilt: Ein wohl- dosierter und bewusster Umgang mit dem Tages-Rhythmus und unserer Lebenswelt führt zu mehr Zufrieden- heit und Produktivität. Das erfordert ein sensibles Gespür für Zeit und das Ver- ständnis dafür, welch negative Ener- gien Stress hat oder was es bedeutet, Pausen bewusst zu setzen und Druck in Energie umzuwandeln. KREUZEN SIE EINFACH DIE ZAHL AN 1 ODER 2 ODER 3

1 20 Prozent 75 Wie viele Menschen, meinen Sie, fühlen sich bei ihrer Arbeit „oft gehetzt“ und massiv „unter Zeitdruck“ stehend? 2 rund die Hälfte DGB-Index Gute Arbeit 2018 3 um die 80 Prozent Über das Maß hinaus, produktiv sein zu wollen, schadet. Das Ergebnis: Müdigkeit und Unkonzentriertheit. Körper und Geist sind nicht auf Dauerbetrieb getrimmt und brauchen regelmäßige, kurze Pausen. Was ist die optimale Dosis? 1 2 3 Etwa alle drei Stunden eine halbe Stunde Pause Alle halbe Stunde einige Minuten Jede Stunde eine Unterbrechnung von einigen Minuten 1 Bis zu fünf Sachen parallel sind möglich Zeit sparen, indem man einfach mehrere Sachen parallel macht? Viele halten sich für besonders multitaskingfähig. Neue Studien belegen, wie viele Dinge unser Gehirn überhaupt gleichzeitig erledigen kann. Was meinen Sie? 2 Ab drei Aufgaben, die man gleichzei- tig erledigt, lässt die Qualität jeder einzel- nen nach. 3 Unser Gehirn kann maximal zwei leichte Aufgaben gleich- zeitig vollführen. BLÄTTERN SIE UM

1. Nummer 2: 52 Prozent aller Deutschen fühlen sich von der Arbeit gehetzt und stehen unter Zeit- druck. 2. Nummer 3: Ärzte empfehlen eine Unterbrechung jeglicher Arbeitsbelastung nach einer Stunde von 3. 4. 5. 6. einigen Minuten. Nach dieser Zeit nimmt jede Leistungsfähigkeit ab. Nummer 3: Nur zwei Aufgaben können gleichzeitig erledigt werden. Darüber hinaus wirkt sich Multitasking schädlich aus. Nummer 1: Laut einer Studie*1 bestätigen 21 Prozent, dass der Faktor Stress und Arbeitsbelastung zum Scheitern der Beziehung führte. Nummer 2: 67 Prozent aller Befragten geben an, viel zu oft Rücksicht auf die Wünsche anderer zu nehmen. Sie selber kämen zu kurz. *2 Nummer 3. Wir Deutschen belegen Platz zwei des Freizeit-Rankings der OECD-Länder: Nach Belgi- en führen wir mit 27,4 Prozent Freizeitanteil pro Tag die Tabelle an*3. *1 Parship, 2018; *2 Freizeit Monitor 2019; *3 Statista 2019 AUFLÖSUNG etwa 25 % Teil mit rund 60% Der überwiegende 10 % eventuell wenig: 3 2 1 Freizeit bei den Deutschen pro Tag? der durchschnittliche Anteil an Wie hoch ist aktuellen Studien zufolge Der Alltagsstress ist überbordend nisse anderer sind dafür verantwortlich Permanente Rücksichtnahme auf die Bedürf- sie mit sich anfangen sollen Die Menschen wissen größtenteils nicht, was 3 2 1 diese Unzufriedenheit? der maßgebliche Grund für Freizeit zufrieden. Was ist eigenen Ausgestaltung der Bundesbürger ist mit der Nur jeder zweite wenig – ca. 10 Prozent 3 rund 50 Prozent 2 rund 25 Prozent 1 Beziehung aufgrund zu hoher Arbeitsbelastung? Leider ja. Bei durchschnittlich wie vielen Menschen scheitert die Kann eine schlechte Work-Life-Balance im Liebes-Aus enden? 76

Weniger ist weniger. Weniger Verbandwechsel, weniger Bakterien, weniger Behandlungskosten. ÜBERZEUGEN SIE SICH SELBST! Eine Innovation in 5 Schichten. Die neue Flex-Cut Technologie passt sich optimal an, haftet sicher und bietet eine Tragedauer von bis zu 7 Tagen. Bakterien und Exsudat werden sicher aufgenommen. Betrachten Sie Mepilex® Border Flex genauer. Spüren Sie die Flexibilität. Testen Sie Safetac® auf Ihrer Haut. Kontaktieren Sie uns am besten noch heute und erfahren Sie mehr über die vielen Vorteile, welche die Flex-Cut Technologie Ihnen und Ihrem Team bieten kann. Jetzt kostenlos Muster anfordern unter www.molnlycke.de/ﬂ ex Mölnlycke Health Care GmbH, Grafenberger Allee 297, 40237 Düsseldorf, Deutschland. Tel: +49 (0) 211 920 88 0 Mölnlycke, Safetac sowie Mepilex® Border Flex sowie die entsprechenden Logos sind weltweit eingetragene Marken eines oder mehrerer Mitglieder der Mölnlycke Health Care Unternehmensgruppe. © 2018 Mölnlycke Health Care AB. Alle Rechte vorbehalten.

78 GESUND LEBEN LIVE 2020: SO WIRD DAS E-REZEPT ZUM ERFOLG D ie Einführung des E-Rezeptes ist 2020 das bestimmende Thema und steht auch bei gesund leben live in Bonn am 16. Mai im Mittelpunkt. In zahlreichen Diskus- sionsrunden, Impulsvorträgen und Workshops werden die anstehenden Neuerungen eingehend vorgestellt und analysiert. Die Tagesveranstaltung unter dem Motto „So wird das E-Rezept zum Erfolg“ bietet spannende Erkennt- nisse sowohl für die Apothekenteams, wie auch für Apothekeninhaber. Wie in den Jahren zuvor wird es ein gela- Special geben, neu ist das Format des Master Labs – exklusiv für Apotheken- inhaber wird hier mit den Machern von proAvO über die neuesten Entwicklun- gen und Möglichkeiten diskutiert. Was muss ich tun, um bereit fürs E-Rezept zu sein? Wir mache ich mich fit für mei- ne Kunden? Wie organisiere ich mein Backoffice? Dies sind nur einige der Fragen, die in diesem neuen Format diskutiert werden. Parallel dazu findet auch in diesem Jahr eine messeähnliche Industrie- partnerausstellung statt. Über 25 Aus- teller zeigen hier was sie im aktuellen Portfolio haben, welche Neuerungen anstehen und nehmen sich Zeit für ein persönliches Gespräch. In der Kulisse des Kameha Bonn ein einzigartiges Erlebnis – denn auch für jede Menge Entertainment und Gewinnspiele ist hier gesorgt. Einige der Industriepart- ner ergänzen diese Ausstellung zudem mit spannenden Fachvorträgen und Workshops – hier heißt es: schnell sein und die besten Plätze sichern. Am Abend heißt es dann Bonn to be wild! Nach einem stimmungsvollen Geballte Power auf der Bühne. Die gela-Sieger 2019 setzten sich in großem Stil für die gesund leben- Apotheken ein. Sundowner dürfen sich die Gäste auf einen ‚wilden‘ Abend freuen. Neben gutem Essen steht hier das netzwerken unter Kollegen und Partnern im Mittel- punkt bevor dann im zehnten Jahr der gela-Award verliehen wird. Ein echtes Highlight mit großen Emotionen und genau die richtige Vorbereitung für eine lange Partynacht. HIGHLIGHT-THEMEN 2020 * So verändert das E-Rezept den Apothekenmarkt * Der Kunde entscheidet: Das bietet pro Avo * Das E-Rezept in der Praxis Kontakte knüpfen, Branchenthemen vertiefen, neue Impulse für den Alltag mitnehmen – all das ist gesund leben live im Kameha Hotel Bonn mit Blick auf den Rhein.

Die Offizin aus dem Ursulinenkloster in Klagenfurt ist von 1730 und im Deutschen Apotheken-Museum in Heidelberg ausgestellt. 80 APOTHEKE DAMALS… Vom fliegenden Händler, der mit Kräu- tern handelte, bis hin zum niederge- lassenen Apotheker, der selbst Medi- kamente herstellt – diese Entwicklung dauerte Jahrhunderte. Die älteste Apo- theke Europas steht in Trier und ist von 1241. Die klassische Trennung der Berufe Arzt und Apotheker gibt es seit dem Edikt von Salerno (1214). …HEUTE… Der Grundstein für die heute vielfäl- tige Apothekenlandschaft wurde 1958 gelegt. Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wurde die Niederlassungsfreiheit eingeführt. Seitdem darf jeder Apotheker eine Apotheke am Standort seiner Wahl unabhängig vom Bedarf eröffnen. Apotheken empfehlen sich mit persön- licher, fachkundiger Beratung, die im Hintergrund mit einer zunehmenden Digitalisierung einhergeht. Eine Her- ausforderung für die Branche ist der zunehmende Online-Handel. …2040 Kommen Medikamente in 20 Jahren aus dem 3D-Drucker und werden mit der Drohne ausgeliefert? Sind Video- sprechstunden Alltag? Wahrschein- lich. Zukunftsforscher gehen aber davon aus, dass der Apotheker 2040 ein Gesundheitsmanager sein wird, der gesundheitliche Kunden-Daten im Blick hat und seine Kunden in Sachen Lebensstil, Ernährung und Vorsorge berät. Die Apotheke wird zum Gesund- heitscenter mit Lifestyle-Charakter.

17./18. JAHRHUNDERT Mit dem zunehmenden Wissen über che- mische Zusammenhänge entwickelten sich die Apotheken im 17. und 18. Jahr- hundert auch zu einem Ort der Arzneimit- telforschung. Die pharmazeutisch-chemi- sche Forschung und Lehre konzentrierte sich vor allem in Berlin, Thüringen und Sachsen. BRANCHENLÖSUNGEN Das Motto der Zeit lautet: Gemeinsam sind wir stark. Kooperationen wie Pro Apo- theke vor Ort (pro AvO) bieten Apothekern eine Plattform, über die ein Kunde online in seiner bewährten Stamm-Apotheke Rezepte einlösen kann. 81 INDUSTRIALISIERUNG Anfang des 19. Jahrhunderts stellten Apothe- ker vermehrt Medikamente nicht mehr selbst her, sondern übernahmen die Prüfung der Qualität und Identität von Arzneimitteln so- wie die Beratung der Patienten. DAS E-REZEPT Es ist das dominierende Thema in der Branche: Das E-Rezept. Mit Hochdruck bereiten sich Apotheker, Großhändler, technische Dienstleister, Abrechnungs- zentren, die Politik, Krankenkassen und andere auf die Einführung Mitte 2020 vor. MEDIKATIONS- MANAGEMENT Apotheker werden Teil eines systemati- schen, individuellen Medikationsmanage- ments sein. Das Ziel des eng geknüpften Netzwerks von Apothekern, Ärzten und anderen Experten der Gesundheitsbran- che: dem Patienten die bestmögliche Unterstützung bieten. DEMOGRAFIE 2040 wird fast ein Viertel der Deutschen über 65 Jahre alt sein. Das wird die Arbeit in Apotheken prägen, denn eine älter wer- dende Gesellschaft wird voraussichtlich auch mehr Arzneimittel brauchen. Die Rolle der Apotheker wird noch wichtiger.

82 IMPRESSUM HERAUSGEBER GEHE Pharma Handel GmbH Hauptverwaltung Neckartalstraße 131 70376 Stuttgart Telefon: 0711.57719-0 Telefax: 0711.57719-400 E-Mail: presse@gehe.de Internet: www.gehe.de Ein Unternehmen von McKesson GESAMTLEITUNG/V.I.S.D:P.: Dustin Tusch KONZEPTION, REDAKTION, GESTALTUNG: Straub & Straub, Hamburg und Stuttgart, www.straub-straub.de Gesamtleitung: Tina Straub Redaktion: Grafik: Susanne Holz (Redaktionsleitung), Karla Belser, Jacqueline Schwalm, Rüdiger Straub Felix Wandler ANZEIGEN Pia Prestin DRUCK W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart BILDNACHWEISE Riedjal | Shutterstock, Olessya.g | Shutterstock, AleksOrel | Shutterstock, Irina Strelnikova | Shutterstock Christian Nielinger Alvarez | iStockphoto Steffen Kugler, 360b | Shutterstock, Grafissimo | iStockphoto People Images | iStockphoto, Filadendron | iStockphoto, GeorgePeters | iStockphoto, Daan Verhoeven, Julia Martin | Abtei Münsterschwarzach Christian Nielinger Daan Verhoeven, Privat Sanduhren im Heft: Leigh Prather | Shutterstock S. 2-3: S. 4-5: S. 7: S. 8-9: S. 10-11: Holger Weitzel, Privat S. 12-13: Heiner Müller-Elsner | DESY, Privat S. 14-15: Phillip Sell, G2 Baraniak Filadendron | iStockphoto S. 16: S. 19: NOVENTI Health SE, Dejan Popovic | Shutterstock S. 20-21: Reenya | Shutterstock, Artur Stotch | Shutterstock, S. 22: S. 25: S. 26-27: Jane Kelly | iStockphoto, Nadzeya Dzivakova | S. 28: S. 30: S. 31: S. 32-33: Honigmohn Fotografie S. 34-35: People Images | iStockphoto, Freelanceartist | S. 36: S. 37-41: Andy Dean Photography | Shutterstock, S. 42-44: Julia Martin | Abtei Münsterschwarzach, S. 46: iStockphoto, Lindsay Henwood | Unsplash, Djim Loic | Unsplash Tino Sorge Matthias Piekacz Christine Vincon | vor-ort-foto.de Shutterstock, Universitätsklinikum Münster Frank Beer, XXX, MCM Klosterfrau Vertriebs- gesellschaft mbH Halfpoint | iStockphoto Christopher Ruckwied Trendbüro, Tetiana Lazunova | iStockphoto TAD Pharma, BPhD e. V., PHARMATECHNIK Mikimad | iStockphoto, Popit MedTech, Humanoo | eTherapists GmbH, Selfapy GmbH, Cora Health | Swiftware OÜ, Kenkou GmbH für Gesundheit, Deagreez | iStockphoto, Hagen Hellwig | vor-ort-foto.de, Foxys Forest Manufacture | iStockphoto, Ekaterina Morozova | iStockphoto, Julio Ricco | iStockphoto, gesund leben | GEHE Lindner | FDP, Uwe Lewandowski, Flaticons.com | Freepik hih – health innovation hub | Bundesministerium für Gesundheit, Linden Apotheke Gerolstein, SaniPlus Apotheken Lauterbach S. 50: S. 52: S. 54-57: hih – health innovation hub | Bundesministerium S. 58-61: Sharon McCutcheon | Unsplash, Christian S. 62: S. 64-65: Frankie's | Shutterstock S. 66-67: George Peters | iStockphoto, Flaticons.com | S. 68-71: Stefano Valeri, C. Echeveste, STLJB, xbrchx, S. 72-73: Desifoto | iStockphoto, Ralf Menache | S. 74-76: Avalon Studio | iStockphoto, Fourleaflover | S. 78-79: Christian Nielinger, Kameha Grand Bonn S. 80-81: Shujaa_777 | Shutterstock, clu | iStockphoto, Massimo Parisi, Alexandru Razvan, Jack Fordyce, DFree (alle Shutterstock), Prestel Verlag, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Nicoolay | iStockphoto, Sonja Werner | Beethoven Jubiläums GmbH HQuality | Shutterstock, Kalender | iStockphoto, Diephosi | iStockphoto, Dragon Images | iStockphoto, Kzenon | Shutterstock, People Images | iStockphoto Freepik iStockphoto, Melanie Dolfen | BezirksApotheke, Markus Fischer iStockphoto, Flaticons.com | Freepik DATENSCHUTZHINWEISE Unsere Datenschutzbestimmung finden Sie unter www.gehe-point.de/de/home/infos/datenschutz/index.jsp Für unverlangte Einsendungen übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. Nachdruck, Aufnahme in Onlinediensten und Internet sowie Vervielfältigung nur mit Zustimmung gestattet.

Aktuell, abwechslungsreich, verkaufsfördernd Das digitale Erfolgsprogramm für Ihre Apotheke Wir beraten Sie gerne zu passenden Produkten. Abb. stellt ein Beispiel dar. Aktueller Content – kostenlos für gesund leben- Apotheken Sprechen Sie Kunden und Passanten mit einem attraktiven Format an: Der neue digitale Content-Service von gesund leben bietet kostenlosen Content für digitale Displays am POS. Beispielhafte Inhalte: Gesundheitsnews und Wetterdaten Beratungstipps und Produktaktionen Werbetrailer von gesund leben Industriepartnern Individuelle Notdienst- und Öffnungszeiten-Anzeige Ihr Schaufenster wird so zum Mittelpunkt des Interesses. Sie können von mehr Frequenz und einer Steigerung der Impulskäufe profitieren. Ab Anfang 2020 steht unser neuer digitaler Content-Service allen Kooperationsapotheken kostenlos zur Verfügung. Bei der Wahl der optimalen Display-Ausstattung unterstützen wir Sie gerne und empfehlen zertifizierte, externe Dienstleistungsanbieter. Sie haben Interesse? Ihr gesund leben Ansprechpartner informiert Sie bei allen Fragen.

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